Juno Dawson: Sag nie ihren Namen
Es dauert nicht mehr lange, bis Halloween wieder vor der Tür steht. Wer sich bereits jetzt etwas gruseln möchte, für den hat Autorin Juno Dawson mit „Sag nie ihren Namen“ (Carlsen) gerade den richtigen Roman rausgebracht: An Halloween beschwören Bobbie, ihre Freundin Naya und ihre neue Bekanntschaft Cain, den Geist von Bloody Mary herauf. Fünf Mal sagen sie von einem mit Kerzen beleuchteten Spiegel kurz nach Mitternacht ihren Namen. Als kurz darauf ein Windhauch alle Kerzen löscht, brechen die Teenager nach einer kurzen Schreckminuten in Gelächter aus. Sie ahnen nicht, dass sie wirklich eine dunkle Macht aus dem Jenseits gerufen haben. Doch schon am nächsten Tag passieren merkwürdige Dinge. Bobbie und Naya finden mysteriöse Botschaften und müssen plötzlich mit Nasenbluten kämpfen. Als ihre Klassenkameradin, die kurz vor ihnen die Beschwörungsformel gesprochen hat, spurlos verschwindet, beginnen sie zu recherchieren. Sie stoßen auch unerklärliche Vorkommnisse, während ihnen der Geist von Mary immer näher zu kommen scheint. Als Bobbie nachts in ihren Träumen Dinge sieht und Ereignisse erlebt, die aus Marys Erinnerungen stammen, ist sie sich sicher: Mary will ihr etwas Wichtiges mitteilen. Und so beginnt sie, nach und nach alle Puzzleteile zusammen zusetzen. Jede Nacht erfährt sie mehr Details, die sich zu einer grausamen Wahrheit verdichten. Es scheint, als ob Bobbie nicht nur einem verstörenden Geheimnis auf der Spur ist, sondern auch einem blutigen Verbrechen. Fest entschlossen, dem Geist von seiner schweren Bürde zu befreien, schöpft sie neuen Mut. Doch gleichzeitig wächst ihre Angst, am Ende selbst nicht zu überleben.
Autorin Juno Dawson hat einen unglaublich spannenden und gruseligen Roman geschaffen. Während des Lesens entstehen Bilder vor dem inneren Augen, die einem Horrorfilm entstammen könnten. Die Geschichte des Geistes, der auf Erden wandert, um seinen Mörder zu finden, ist packend. Es fällt einem schwer, das Buch zwischenzeitlich aus der Hand zu legen, auch wenn man sich bei den Geistererscheinungen gruselt. Bereits ab der ersten Seite herrscht eine düstere Atmosphäre, die den Leser gefangen nimmt. Über viele Generationen hinweg erscheint der Geist all jenen, die ihren Namen gerufen haben. Viele Mordopfer kommen auf den 336 Seiten zusammen, wodurch der Roman kurzzeitig auch den Anschein eines Kriminalfalls erweckt. Der Leser erhält somit die Chance, gemeinsam mit den drei Freunden das Rätsel um Mary zu entschlüsseln. Die mystische Ebene ist glaubhaft mit der bodenständigen Geschichte verwachsen, sodass man ihr wirklich Glauben schenken kann. Aus der Sicht von Bobbie erzählt, wirkt die Geschichte sehr real. Ihre Angst vor dem Ungewissen und Bloody Mary überträgt sich auf den Leser. Fast hat man das Gefühl, dass auf der nächsten Seite der Geist empor springen wird. Bereits das Cover deutet darauf hin, dass diese Geschichte kein gutes Ende nehmen wird. Das offene Ende könnte den Anreiz für einen Folgeroman bieten. Zugleich sorgt das Ende auch noch Tage nach Abschluss des Lesens dafür, dass man über die Geschichte nachdenkt. Das Schicksal von Bloody Mary lässt einen nicht allzu schnell wieder los. Für eingefleischte Horrorfans wird das Buch nur eins von vielen sein. Für Menschen, die Horrorfilme nur unter einen Decke ertragen, liefert dieses Buch genau die richtige Mischung zwischen wohligem Grusel und packenden Dimensionen.
Daten
Verlag: Carlsen
Autor: Juno Dawson
Übersetzung: Frank Böhmer
Titel: Sag nie ihren Namen
Originaltitel
Seiten: 336
Preis: 8,99€
Taschenbuch
Alter: ab 14 Jahren
ISBN: 978-3-551-31651-6
© Sandy Kolbuch, Bild: Carlsen