Val Emmich, Steven Levenson, Benj Pasek, Justin Paul: Dear Evan Hansen

Benj Pasek, Justin Paul und Steven Levenson (Musicalbuch) brachten 2016 das Musical »Dear Evan Hansen« auf die Bühne. Das berührende Stück über einen Teenager, der stets ein Außenseiter war und durch ein Missverständnis zum Star der Schule wird, zog zig Zuschauer in seinen Bann. Dank Autor und Darsteller Val Emmich kann nun jeder diese Geschichte in dem gleichnamigen Roman »Dear Evan Hansen« (cbj) erleben.
Für Teenager Evan Hansen ist das Leben eine tägliche Herausforderung. Unter chronischen Angstzuständen leidend würde er sich am Liebsten nur in den eigenen vier Wänden verkriechen. Nicht zuletzt, weil sich die Familie nach der Trennung der Eltern einfach nicht mehr komplett anfühlt. Nur mit Hilfe von Tabletten und regelmäßigen Sitzungen bei seinem Psychiater Dr. Shermann ist Evan ein geregelter Alltag gewiss, während seine Mutter im Krankenhaus arbeitet und nebenbei ihren Schulabschluss nachholt. Um sich stets selbst Mut für den Tag zu machen, soll Evan
täglich Briefe an sich selbst schreiben. Dass dies wirklich hilfreich ist, bezweifelt er. Doch zum Wohle der Kommunikation mit Dr. Shermann erledigt Evan diese Aufgabe, wenn auch mehr schlecht als recht. Evan hat noch nie einen Freund besessen und wird von den meisten Mitschülern einfach ignoriert. Lediglich Jared, den er seit Kindheitstagen kennt, kommt der Vorstellung eines Freundes nahe. Die Sommerferien verbringt Evan als Ranger-Assistent im Nationalpark, wo er sich wohl und geborgen fühlt. Doch als er von einem Baum fällt und sich dabei den Arm bricht, nimmt sein Leben eine ungeahnte Wendung. Das neue Schuljahr soll er, auf Wunsch seiner Mutter, mit neuem Lebensmut beginnen und seine Mitschüler auf seinem Gips unterschreiben lassen. Da ihm Jared diesen Wunsch verweigert, verwirft Evan die Idee, noch andere Mitschüler um diesen Gefallen zu bitten.
In der Mittagspause stößt Evan auf Connor Murphy, der ihn wegen einer Belanglosigkeit zu Boden stößt. Connors Schwester Zoe, für die Evan heimlich schwärmt, entschuldigt sich für ihren Bruder, was Evan wie eine Liebeserklärung erscheint. Kurz darauf schreibt er im Computerraum einen neuen Brief an sich selbst und wird dabei von Connor gestört. Unerwartet beginnt Connor ein Gespräch mit ihm, was jedoch im Streit endet, nachdem er ihm zumindest seinen Gips signiert hat. Da Connor Evans Brief an sich genommen hat, befürchtet dieser nun vor der ganzen Schule bloßgestellt zu werden. Doch nichts passiert. In den kommenden Tagen erscheinen weder Connor noch Zoe zum Unterricht. Nach Tagen der Angst wird Evan aus dem Unterricht in das Zimmer des Direktors zitiert. Dort warten Connors Eltern auf ihn, um ihm persönlich von dem Selbstmord ihres Sohnes zu berichten. Denn fälschlicherweise halten sie Evans Brief, den Connor bei sich trug, für den Abschiedsbrief ihres Sohnes und Evan für seinen einzigen und besten Freund.Voller Hoffnung klammert sich Connors Familie an Evan, um so mehr über ihren Sohn zu erfahren, der ihnen gegenüber immer verschlossen war. Evan müsste das Missverständnis so schnell wie möglich aufklären, schafft es aber nicht, die Wahrheit zu sagen und sie zu enttäuschen. Stattdessen erzählt er ihnen von einer heimlichem E-Mail-Korrespondenz mit Connor. Er vertieft sich immer mehr in ein Lügenkonstrukt, bis er selbst glaubt, dass er und Connor unzertrennlich waren. Zoe fühlt sich nach anfänglicher Skepsis zu Evan hingezogen und die beiden beginnen damit, gemeinsam Zeit miteinander zu verbringen. Um sein schlechtes Gewissen zu schmälern, gründet er gemeinsam mit Jared und seiner Klassenkameradin Alan das Connor-Projekt, um dessen Ansehen zu bewahren. Durch seine Rede, die er in der Schule hält, um auf das Projekt aufmerksam zu machen, wird Evan schnell zum Helden all jener, die sich als Außenseiter fühlen. Er ahnt nicht, dass jeder seiner Schritte von dem Geist des Verstorbenen beobachtet wird, der sein eigenes Leid im Nachhinein zu verstehen lernt.

Val Emmich, der mit »Dear Evan Hansen« sein erstes Jugendbuch verlegt, hält sich bei der Geschichte an die Zweiteilung des Musical – in Akt I und II. Im ersten Akt wird ausführlich Evans täglicher Kampf beschrieben, der nur mit Tabletten erträglich scheint. Sein Leid nimmt den Leser gefangen und zeigt, wie schwer es ein Teenager in der heutigen Zeit haben kann, wenn er sich ausgegrenzt fühlt. Den Wendepunkt in Evans Leben bildet der Tod von Connor Murphy. Der zweite Akt zeigt, wie Evan mit dem Missverständnis umgeht, durch die Aufmerksamkeit von Connors Eltern Geborgenheit findet und schlussendlich das Connor-Projekt ins Leben ruft. Er genießt es, Menschen in seiner Situation zu helfen und wächst dabei über sich selbst hinaus. Die einzelnen Kapitel werden durch die Perspektive von Connor unterbrochen, der nach seinem Tod auf Erden wandelt und seine Familie im Auge behält und dadurch auch auf Evan aufmerksam wird. Im Laufe des Romans lernt man seine persönliche Geschichte kennen, die noch viel berührender ist, als die von Evan. Sein Leidensweg, bis hin zum Selbstmord, wird für die Leser verständlich zusammengefasst.
“Dear Evans Hansen“ erzählt die Geschichte eines Außenseiters, der durch ein Missverständnis das Leben aus einer neuen Perspektive zu begreifen lernt. Man fühlt und leidet mit ihm. Seine Tat ist verständlich und menschlich und doch bestürzend. Wer das vielfach ausgezeichnete Musical von Steven Levenson, Benj Pasek und Justin Paul noch nicht live erleben konnte, wird es mit diesem Buch bereits lieben lernen. Die Geschichte ist zudem als Ebook erhältlich.

Daten:
Dear Evan Hansen – Der New York Times Bestseller-Roman zum preisgekrönten Musical
Autoren: Val Emmich, Steven Levenson, Benj Pasek, Justin Paul
Übersetzung: Catrin Frischer
Alter: ab 14 Jahren
416 Seiten, gebunden
ISBN: 978-3-570-16565-2
Erschienen am 2. September 2019
Preis: €18,00