Anette Hinrichs: Nordlicht

Gewaltverbrechen passieren überall auf der Welt. Was man aus TV-Krimis kennt und liebt, kann man im Roman “Nordlicht – Die Tote am Strand“ von Anette Hinrichs nun aus nächster Nähe miterleben: An der deutsch-dänischen Grenze wird die Leiche einer jungen Frau gefunden. Nachdem die Tote als Liva Jørgensen identifiziert wurde, die zwölf Jahre zuvor spurlos verschwand und seither unter falschem Namen in Deutschland gelebt hat, übernehmen Vibeke Boisen und ihr Kollege Rasmus Nyborg von der dänischen Polizei die Ermittlungen. Die junge Leiterin der Flensburger Mordkommission, die gerade um das Leben ihres Pflegevaters bangt, der seit einem halben Jahr im Koma liegt, will unbedingt das Rätsel lösen. Rasmus hingegen, der gerade erst einen schweren Verlust erfahren hat, ist anfänglich nicht gut auf seine neue Kollegin zu sprechen. Zu unterschiedlich sind ihre Herangehensweisen an den Fall. Doch je näher Rasmus mit Vibeke zusammenarbeiten muss, desto mehr lernt er ihre akribische Arbeit zu schätzen. Und so kann das Ermittlerduo schnell Fortschritte machen. Sie beleuchten noch einmal genauer das Umfeld der Toten und finden dabei heraus, dass die an Krebs erkrankte Mutter unter ihrem gewalttätigen Mann leidet. Schnell drängen sich die Vermutungen auf, dass ihr Mann etwas mit dem Verschwinden der Tochter zu tun hat. Auch ihr Sohn, der nach der Geburt der Schwester ins Abseits gestoßen wurde, scheint dringend tatverdächtig. So auch der damalige Freund der Toten, dessen Vater mittlerweile ein hohes Tier in der Politik ist und dessen Ansehen nun massiv geschädigt werden könnte. Fest steht, dass die Tote vor zwölf Jahren nicht völlig grundlos ihr gesamtes Leben hinter sich gelassen und statt dessen unter einem falschen Namen bei dem Betreiber einer Fischbude gewohnt und als Kindermädchen gearbeitet hat. Vibeke hat das Gefühl, dass sie der Lösung bereits nahe ist. Doch dann kommen neue Indizien ans Licht, die den Fall abermals aus einem neuen Blickwinkel zeigen.
Vibeke Boisen und ihr Kollege Rasmus Nyborg sind eigenwillige Charaktere mit Ecken und Kanten, deren Hintergründe immer wieder angedeutet und mit weiteren Fakten unterfüttert werden. Die Story ist gradlinig, zeigt aber ausreichend Wendungen auf, damit der wahre Tathergang nicht erahnt werden kann. Die Ermittlungen befinden sich auf einem bodenständigen Niveau, dem man gerne folgt und das stets plausibel erscheint. Der lockere Schreibstil erleichtert selbst Lesern anderer Genres den Einstieg in das Geschehen, das schnell Lust auf mehr macht. Auch wenn der Beginn des Buches aufgrund der vielen Protagonisten und Handlungsorte etwas verwirrend ist, kann man sich im späteren Verlauf anhand der zwei Ermittler gut orientieren und ihnen folgen. Die bildliche Sprache erscheint sehr szenisch, sodass man stets die passenden Bilder im Kopf hat. Es bleibt zu hoffen, dass Anette Hinrichs dem Ermittlerteam um Vibeke Boisen und ihrem Kollegen Rasmus Nyborg bald wieder einen brisanten Fall übertragen wird.

Daten
Verlag: blanvalet
Autor: Anette Hinrichs
Titel: Nordlicht – Die Tote am Strand
Genre: Krimi
Seiten: 432
Preis: 9,99€
Taschenbuch
ISBN: 978-3-7341-0722-1