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Jenny Colgan: Die kleine Sommerküche am Meer

Autorin Jenny Colgan hat mit ihrer Reihe “Die kleine Bäckerei am Strandweg“ ihre Leser mit einer zauberhaften Geschichte, die sich über drei Bände erstreckte, an die Küste Cornwalls gelockt. Dort begleitete sie Polly Waterford während einer sehr persönlichen Selbstfindung und lud immer wieder in deren reizende Bäckerei ein. Nachdem die Reihe endete, mussten die Leser kurze Zeit warten. Nun dürfen sich die Fans von Colgan über deren neuen Roman “Die kleine Sommerküche am Meer“ freuen. Mit ebenso viel Charme, Liebe zum Detail und den Blick aufs Wesentliche, beschert uns die Autorin diesmal eine Reise nach London. Dort lernen wir die junge Flora kennen, die in einer Anwaltskanzlei arbeitet. Tagtäglich pendelt sie durch die volle Metropole, erledigt gewissenhaft ihren Job, trifft sich mit ihren Freunden und verliert sich in den Schwärmereien über ihren Chef Joel. Das Leben der blassen Frau mit den strohblonden Haaren und den wässrigen Augen ändert sich schlagartig, als ihr ein wichtiger Auftrag übergeben wird. Flora soll den Klienten Colton Rogers bei seiner Klage helfen, mit der er einen Windpark vor seiner Hotelanlage verhindern will. Der Auftrag wäre kein Problem, wenn es sich nicht um ein Hotel auf der Insel Mure handeln würde – Floras Geburtsort, dem sie vor Jahren den Rücken gekehrt hatte. Auch wenn sie sich zunächst mit Händen und Füßen wehrt, muss sie den Auftrag annehmen, um Rogers als Einheimische zu unterstützen. Zähneknirschend kehrt Flora nicht nur auf die Insel Mure, sondern auch auf den heimischen Hof ihrer Familie zurück. Nach dem Tod ihrer Mutter, bei dessen Beerdigung sie sich mit ihrem Vater zerstritten hat, war sie nicht mehr zu Hause. Während sich die Hunde Bracken und Bramble vor Freude kaum bändigen lassen, ist Floras Vater Eck sowie ihre Brüder Innes, Fintan und Hamish wenig begeistert über ihren Besuch. Die Stimmung ist angespannt zwischen den Geschwistern, die sich von Flora im Stich gelassen gefühlt haben. Nur nach und nach gelingt es ihr, ihnen wieder Nahe zu kommen. Am liebsten würde Flora die Insel sofort wieder verlassen. Doch sie muss auf den Milliardär Rogers warten, der sich als Mitglied der Gemeinde einbringen will. Um sich die Zeit zu vertreiben, stöbert Flora in den alten Koch- und Backbüchern ihrer Mutter, die sie beginnt auszuprobieren. Mit den Gerichten gelingt es ihr, ihre Familie wieder am Tisch zu vereinen, während sie bei den köstlichen Suppen und Kuchen gemeinsam ihrer Mutter gedenken. Auch die anderen Bewohner der Insel nähern sich Flora allmählich wieder an. Doch niemand von ihnen will etwas von dem Milliardär wissen, der ihre Ruhe zu stören scheint. Flora ersinnt aber einen Plan, wie sich Rogers einbringen und die Meinung der Inselbewohner ändern kann. Und dazu gehört ein kleines Restaurant direkt am Meer, in dem Flora Gerichte, inspiriert durch die Rezepte ihrer Mutter, anbietet. Während sich Flora durch das Kochen und Backen endlich wieder glücklich fühlt und durch die Bekanntschaft eines Mannes ihre Wurzeln wieder zu schätzen lernt, reist ihr Chef Joel auf die Insel. Anfänglich von der Einfachheit der Menschen und ihres Lebensstandards schockiert und abgestoßen, erkennt er bald die Schönheit der Natur. Und auch Flora scheint plötzlich wie eine Blume durch die Insel aufzublühen und ihren Liebreiz zu verströmen. Freund- und ungeahnte Liebschaften entstehen, bringen Segen für den finanziell ruinierten Hof der Familie, lockern die Gemeinde von Mure auf und lassen einen Fremden in ihrer Mitte ein Zuhause finden.
Jenny Colgan hat einen wundervoll feinfühligen, humorvollen und emotionalen Roman geschaffen, der zum Lachen und Weinen anregt. Mit Flora, die von den Selkies abzustammen scheint, hat sie eine schüchterne, aber auch starke Persönlichkeit zum Leben erweckt, der die Sympathien der Leser gewiss sind. Die Natur der schottischen Insel fängt die Autorin mit eben soviel Details ein, wie das alte Bauernhaus von Floras Familie. Alltägliche Probleme werden mit ausreichend Dramatik, aber nie überspitzten Situationen eingefangen und anschaulich beschrieben. Ärger und Trauer, aber auch Hoffnung und Liebe werden durch die Geschichte vereint, die letztendlich die Familie zusammenbringt und den Blick auf das Wesentliche schärft. Bleibt zu hoffen, dass Colgan die Geschichte von Flora noch weiterführen mag.

Daten
Verlag: Piper
Autor: Jenny Colgan
Titel: Die kleine Sommerküche am Meer
Übersetzer: Sonja Hagemann
Seiten: 448
Preis: 11,00€
Klappenbroschur, Taschenbuch
ISBN: 978-3-492-31323-0