Christina Richter: Sichtbare Frauen: So nutzt du LinkedIn & Co. als Karrierebooster

Die meisten Menschen sind angestellt entweder in kleinen Firmen oder sogar in großen Unternehmen. Für viele der Angestellten:innen spricht die Arbeit, die sie tagtäglich leisten, für sie. Aber außerhalb ihrer Abteilung sind sie kaum bekannt.

Dieses „Schicksal“ hat auch Christina Richter geteilt. Sie selbst war mehr als zehn Jahre lang angestellt. Erst in der Finanzbranche, dann im Stahhandel und zuletzt in der digitalen Welt. Ihren guter Ruf, der ihr durch ihre gute Arbeit vorauseilte, hatte sie sich hart verdient. Und dennoch kannte sie kaum jemand außerhalb des Unternehmens. Das sie als PR-Talent für die Veröffentlichungen in der Presse verantwortlich war, wurde hingenommen. Denn sie war nur die Frau im Hintergrund, während ihre Chefs im Vordergrund die Szene für sich einnahmen und bei Interviews im Fokus standen. Dieser Zustand war „normal“. Doch als Christina Richter ihren Job verlor, musste sie realisieren, dass sie niemand kannte und sie gegebenenfalls für eine neue Stelle weiterempfehlen konnte. Sie schaffte es aus eigenem Antrieb und doch blieb die Erkenntnis, dass es doch ganz anders gehen muss.
Sie perfektionierte das Netzwerken und knüpfte Kontakte, die wiederum Kontakte ins Netzwerk brachten. Nicht zuletzt durch die Plattform LinkedIn entstand daraus nicht nur eine zukunftsträchtige Möglichkeit, Menschen miteinander zu vernetzen, sondern eine Businessidee, mit der sie heute professionell Kunden im Bezug auf Personal Branding coacht.

In dem vorliegenden Buch „Sichtbare Frauen“ gibt Richter nicht nur detailliert eine Anleitung, wie es jeder Frau gelingen kann zu zeigen, was sie geschafft hat. Dafür hat sie 20 sehr erfolgreiche Frauen interviewt, die von ihren ganz eigenen Hürden, Problemen und Erfolgen berichten.

Ganz bewusst fokussiert sich Richter in ihren Ausführungen auf die Frauen, da deren Anteil in der Sichtbarkeit der Geschlechter selbst im modernen und gleichberechtigten Zeitalter noch immer unausgewogen ist. Egal, in welchen Bereich man vordringt, es ist offensichtlich, dass die Mehrheit der Männer im Fokus stehen. Nicht nur während der Coronapandemie und der Berichterstattung dessen fiel auf, das Ärzte, Virologen, Politiker – alles Männer – ihre Meinungen kundtaten, während die „gleichberechtigten“ Kolleginnen meist den Hintergrund für sich beanspruchen mussten.
Dass Frauen in Führungspositionen rar sind, macht sich in allen Branchen bemerkbar, auch wenn es in allen Bereichen Expertinnen gibt. Ebenso gibt es nur wenige Frauen, die ein Unternehmen gründen. Mit Awards oder gar der Frauenquote wird versucht, dieses Ungleichgewicht auszubalancieren, doch die Resultate lassen nach wie vor zu wünschen übrig. Aber warum? Diese Frage stellte sich Richter immer wieder und rückt sie in den Fokus des vorliegenden Buches.

Was damals die Presse in die Hand nahm, kann heute jede willige Frau mit Hilfe von Personal Branding erreichen. Dieses Kommunikationspool ist unabgänglich, wenn man mit potenziellen Kunden:inn, Geschäftspartner:innen, Investor:innen und Mitarbeitern:innen Beziehungen aufbauen will. Die Social-Media-Kanäle können selbst bespielt werden. Twitter und Facebook bieten den Einstieg und LinkedIn hat sich in den letzten Jahren als wichtigste Plattform im Businesskontext etabliert. Hier ist es möglich, im eigenen Fachbereich, aber auch darüber hinaus die maximale Sichtbarkeit zu erlangen. Hier kann es gelingen, genau die Marke zu vertreten, die man will. Lediglich benötigt man das Wissen, wie Personal Branding effizient genutzt wird und den Mut, die eigene Selbstunterschätzung hinter sich zu lassen und in den Fokus zu treten, den man nutzen will, um etwas zu erreichen und etwas zu verändern.

Mit Hilfe von Strategien, und Werkzeugen, die Richter detailliert und vor allem anschaulich bebildert, kann jede Frau ihr Personal Branding aktiv in Angriff nehmen. Richter nennt dafür eine Liste von fünf C, die dabei nützlich sind:
Care: Wer bin ich, was kann ich und wofür möchte ich stehen.
Connect: der Aufbau eines eigenen Netzwerkes
Comment: Über Kommentare kann man sein Wissen kundtun und in den Diskus gehen
Content: Eigenen Content in Form von Meinung und Beitrag stellen
Continuity: Nur, wenn man etwas kontinuierlich macht, bringt dies Erfolg

Um diese fünf C aktiv zu beleuchten, hat Richter 20 Frauen zwischen 21 und 73 Jahren interviewt, die von ihren ganz eigenen Erfahrungen berichten: Unter anderem Dr. Anna Weber (geschäftsführende Gesellschafterin, BabyOne), Marie-Christine Ostermann (geschäftsführende Gesellschafterin, Lebensmittelgroßhandel Rulko) und Tina Müller (war Vorsitzende und Geschäftsführerin von Douglas) sowie Dr. Sigrid Evelyn Nikutta (Mitglied des Vorstands der deutschen Bahn AG) und Tatjana Kiel (Geschäftsführerin der Klitschko Ventures GmbH). Der Weg aller in die Sichtbarkeit und deren Auswirkungen auf ihr persönliches sowie vor allem berufliches Werden, werden mit Fallbeispielen greifbar.

Alle Interviewpartnerinnen stehen für einen eigenen Zweig und Bereich in der Unternehmenswelt. Sie alle haben Hürden überwunden, um sich ihren Weg in die Sichtbarkeit zu erkämpfen und heute für ein Unternehmen, eine Marke zu stehen, mit der sie die Welt verändern und auf Missstände aufmerksam machen wollen. Gerade auch ihre negativen Erfahrungen mit Shitstorms und persönlichen Angriffen stellen sie in den Fokus der Gespräche, um zu verdeutlichen, dass jede Persönlichkeit es wert ist, gehört zu werden. Und nur durch die Sichtbarkeit kann es gelingen, auch anderen Frauen in ähnlichen oder auch ganz anderen Branchen zu ermutigen, ihren Beispielen zu folgen und selbst zu Vorbildern zu werden.

Anhand der Interviews greift Richter ihre fünf Schritte auf und verdeutlicht diese an den Erfahrungen ihrer Interviewpartnerinnen. Dazu gibt sie einen Leitfaden, wie ein aussagekräftiges LinkedIn-Profil aufgebaut werden sollte, optisch und inhaltlich. Der Einstieg in Gespräche, die authentische und zielorientierte Verbreitung der eigenen Meinungssätze, die Pflege des eigenen Netzwerkes sowie die Balance von fachspezifischem Wissen und persönlichen Einblicken nimmt sie genauer unter die Lupe und erklärt, was wichtig und sinnvoll ist oder sich de-konstruktiv auswirken kann.

Im zweiten Teil des Buches widmet sich Richter den Anwendungsbereichen des Personal Branding. Hier zeigt sie auf, welche Auswirkungen ein gutes Personal Branding nicht nur für die eigene Persönlichkeit, sondern für ganze Firmen und Unternehmen haben kann, wenn es Veränderungen, Umdenken und Wissenszuwachs triggert. Durch die Sichtbarkeit von CEOs, aber auch deren Mitarbeiter:innen verändern sich auch die Führungsprofile in Unternehmen, wodurch völlig neue Strukturen entstehen, was Richter auch hier anhand von Gesprächen verdeutlicht. Dass selbst Influencer:innen dieses Wissen bewusst nutzen, zeigt beispielsweise das Interview mit Diana zur Löwen, die mit mehr als 611000 Abonnenten auf Youtube und Millionen Followern auf Instagram ein Potpourri an Themen teilt.

Fazit: Personal Branding ist nichts, was nur Unternehmenspersönlichkeiten großer Konzerne betrifft. Es ist auch keine Modeerscheinung, die auf einen aktuellen Trend anspricht, sondern ein Tool, mit dem jede Frau aktiv in die Sichtbarkeit starten kann, um etwas zu bewegen, zu verändern. Christina Richter gelingt es mit ihrem Buch, das seit dem 8. März im Campus Verlag erschienen ist, interessierte Leserinnen mit auf eine Reise außerhalb der eigenen Komfortzone zu nehmen und ihnen einen Blick jenseits des eigenen Tellerrands zu ermöglichen.
Interessante Fakten, Hintergründe und Wissen über die Funktion von LinkedIn und Co. sind interessant aufbereitet und machen die Welt, die für viele noch immer große Rätsel aufwirft, greifbar und verständlich.

Daten
Verlag: Campus Verlag
Autor: Christina Richter
Titel: Sichtbare Frauen: So nutzt du LinkedIn & Co. als Karrierebooster
Seiten: 260
Preis: 24€
Taschenbuch
ISBN: 978-3593516837