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Morgen lieb ich dich für immer

Jennifer L. Armentrout: Morgen lieb ich dich für immer

Ein Dach über den Kopf, liebevolle Eltern und familiäre Sicherheit scheinen selbstverständlich zu sein. Doch wer eine traumatische Kindheit erlebt hat, sich nie sicher fühlte und stets Hunger leiden musste, der sehnt sich nach Jemanden, der ihnen Schutz und Sicherheit bietet. So ergeht es den Protagonisten in Jennifer L. Armentrouts Jugenddrama Morgen lieb ich dich für immer: Die 17-jährige Mallory und ihr 18-jähriger Freund Rider sind glücklich miteinander. Sie verbindet eine lange, traurige Vergangenheit. Als Kleinkinder wurden sie vom Jugendamt in eine Familie gegeben, in denen ihnen Leid und Gewalt widerfahren ist. Von ihrem tyrannischen Pflegevater misshandelt und gequält, durchlebten sie ihre Kindheit in voller Angst und Schrecken. Sie hatten nur sich einander, um sich in der schweren Zeit Halt und Trost zu spenden. Die Jahre vergingen, bis es zu einem tragischen Zwischenfall kam und Mallory und Rider getrennt wurden. Als 13-Jährige fand Mallory ein Zuhause bei dem Arztpaar Rosa und Carl, die ihr Liebe und Zuneigung entgegengebracht haben. Vier Jahre voller Therapie folgten, damit Mallory ihre traumatische Vergangenheit verarbeiten konnte. Mit 17 Jahren ist sie noch immer verschüchtert und ängstlich. Doch um ihren Leben endlich einen Sinn zu geben, entschließt sie sich, ihre Komfortzone zu verlassen und in die Welt hinauszugehen. In Mallorys Fall bedeutet dies, dem Hausunterricht den Rücken zu kehren und eine öffentliche Schule zu besuchen. Bereits der erste Tag scheint sie zu überfordern. Als dann völlig unerwartet Rider vor ihr steht, wird Mallorys Leben auf den Kopf gestellt. Unweigerlich fühlt sie sich in die Kindheit zurückversetzt. Doch Rider ist noch immer ihr Fels in der Brandung und ihr stetiger Beschützer. Mit seiner Hilfe schafft sie es, den Alltag nach und nach zu meistern, Freunde zu finden und über sich hinauszuwachsen. Doch auch an Rider, der nach außen hin betrachtet die Kindheit scheinbar unbeschadet überwunden hat, nagt noch die prägende Vergangenheit. Als sich beide ineinander verlieben, sind sie unendlich glücklich miteinander. Doch ihre Beziehung sorgt auch für Probleme. Und als ein Unglück passiert, wird ihre junge Liebe auf eine harte Probe gestellt.

Der Leser lernt Mallory als schüchternes Mädchen kennen, deren traumatische Vergangenheit durch Rückblenden verdeutlicht wird. Da die Geschichte aus ihrer Perspektive erzählt wird, erklärt sich alles, was sie tut. Sofort empfindet man Sympathie und Zuneigung mit dem zerbrechlichen Wesen. Mit großer Freude erlebt man mit, wie sie sich gegen ihre Ängste zur Wehr setzt und sich ihren Weg ins Leben schafft. Jeder kleine Rückschritt ist traurig und zugleich sehr hoffnungsvoll. Der Wunsch nach Zuneigung und Anerkennung ist allgegenwärtig. Wenn Mallory nach vier Jahren unverhofft wieder auf Rider trifft, wird ihr sorgsam errichtetes Leben bis auf die Grundmauern erschüttert. Doch bereits am nächsten Tag überwiegt die Freude des Wiedersehens den traurigen Erinnerungen an die Vergangenheit. Rider, der im ersten Monet als cooler Jugendlicher erscheint, zeigt auch seine schwachen Momente. Ihm schenkt man daher ebenso seine Sympathie und tiefste Verbundenheit. Der amerikanischen Autorin gelingt es nach Obsidian, ein spannendes Drama mit Höhen und Tiefen, das einen in den Bann zieht und gleichzeitig zutiefst erschüttert. Dies ist vor allem dem sehr lebendigen Schreibstil zu verdanken, der die Gefühle und Gedanken der Hauptfigur einfängt. Auch wenn man nicht einmal annähernd solch schreckliche Dinge in seinem Leben erfahren hat wie Mallory, kann man sich bestens in sie hineinversetzen. Aber auch die Randfiguren sind clever und charmant ausstaffiert. Sowohl die liebevollen Pflegeeltern Carl und Rosa, als auch Rider und dessen Pflegefamilie sind interessant und detailreich dargestellt. Es ist nahezu wundervoll zu sehen, wie alle Figuren im Laufe der Geschichte reifen und selbstbewusster werden und zueinanderfinden. Die Romanze zwischen Rider und Mallory ist zauberhaft inszeniert und mit einigen überraschend heißen Momenten durchzogen. Trotzdem verliert sich die Autorin nicht in kitschigen Ausschweifungen, sondern besinnt sich auf die realistischen Tatsachen. Problematische Familienverhältnisse, Fehlentscheidungen von Jugendlichen und die hohe Kriminalitätsrate werden im Buch nicht verschönert oder als banale Anspielungen genutzt, sondern als glaubhafte Sachverhalte beschrieben. Das Leben ist nicht immer wunderbar und fröhlich, sondern auch traurig und brutal. Die Figuren der Geschichte müssen viel durchleben, werden aber durch ihre Erfahrungen in ihrem Charakter geprägt und zu eben jenen Menschen geformt, die der Leser nach 541 Seiten mit einem lachenden und traurigen Auge wieder verlassen muss. Morgen lieb ich dich für immer ist ein rundum gelungenes Werk, das auch nach der letzten Seite nachhallt und nicht allzu schnell in Vergessenheit geraten wird.

Morgen lieb ich dich fuer immer von Jennifer L Armentrout

Verlag: cbt

Autorin: Jennifer L. Armentrout

Titel: Morgen lieb ich dich für immer

Seiten: 541 Seiten

Alter: ab 14 Jahren

Preis: 12,99€

Paperback

ISBN:978-3-570-31141-7

Erschienen: 13. März 2017

 

© Sandy Kolbuch, Bild: cbt