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Far East Film Festival – Udine 2021

In diesem Jahr war coronabedingt alles anders. Ich möchte nicht in der Haut der Macher stecken, die ihr Herzblut für dieses große und großartige Projekt geben und dann von einem Virus an allen Fronten ausgebremst werden.

Einerseits gibt es weniger gute Filme und anderseits machen es die Hygienevorschriften schwierig, einen nur halbwegs gefüllten Kinosaal zu bekommen. Mit der Verschiebung in den Sommer konnte zumindest das Gröbste abgewendet werden.

Für mich war es trotzdem, oder gerade deshalb wieder ein wunderbares Erlebnis und wie jedes Jahr kann ich auch allen entfernt lebenden Deutschen nur empfehlen, wenigstens einmal nach Udine zu fahren und diese schöne kleine Stadt zu geniessen – vielleicht dann in 2022 zusammen mit ein paar Filmen beim Festival.

Jetzt aber zu den (ehrlich gesagt diesmal wenigen) Filmen, die mir in Erinnerung geblieben sind und bleiben werden.

An allererster Stelle steht da „Dear Tenant„, der obwohl sehr klein daherkommend die tiefsten Gefühle ausgelöst hat.
Es geht um eine tragische Situation für einen Mann, der die Wohnung seiner verstorbenen Vermieterin (und Mutter seines geheimen Liebhabers) vererbt bekommen hat und sich damit dem Misstrauen und Hass ihrer Kinder aussetzt. Es entfaltet sich langsam aber eindringlich eine Geschichte um Liebe und Aufopferung.

Gleich auf „Dear Tenant“ folgt mit „The Spy Gone North“ ein genialer koreanischer Agentenfilm. Groß und episch gemacht, mit einer verdammt hohen Spannung. Wie die Koreaner es einfach immer wieder schaffen.

Aus dem Bereich Horror kommt der dritte bemerkenswerte Film: „The Maid„. Zuerst noch typische thailändische Mysterykost mit ebenso typischen Geistern und jumpscares, entwickelt sich dieses Werk zu einer fiesen Perle des Genres. Dieses Ende habe ich – als alter Genrehase – tatsächlich nicht vorhergesehen und offiziell darf ich es auch nicht gutheißen, aber richtig Spaß gemacht hat es trotzdem.
Nachtrag: Der Film läßt sich inzwischen in Deutschland bei den großen Streaminganbietern ausleihen

Aber auch eine Komödie ist hängen geblieben: „The Con-Heartist„. Grundsätzlich sind romantische Komödien ja erstmal seichte Kost, so auch dieser Film über Betrüger, die im Auftrag einer Betrogenen Betrüger betrügen sollen. Allerdings ist die Story so verwickelt in den immer größer werdenden Kniffen, die angewandt werden müssen, um den großen Coup zu schaffen, dass das Zusehen doch mehr Spaß macht, als bei den üblichen Rom-Coms.

Und zum Schluß noch der fette Actioner „Deliver us from Evil„*, dessen Choreografien und Stilistik das Publikumsherz höher schlagen lassen – wenn man denn auf ästhetisierte Gewaltexzesse a la John Wick steht. Ich gehöre dazu und bin geflasht aus dem Kino gekommen.
Die Charaktere sind eher eindimensional und wortkarg, aber wie sie ihre Gegner plattmachen und die Umgebung zerlegen, macht Spaß. Es gibt keine wirklichen „Guten“ in diesem Film. Abgesehen vom zu rettenden Mädchen und einem Sidekick sind alle Pro- und Antagonisten zwischen dunkelgrau und tiefschwarz angesiedelt. Weitere Originalität sollte man jedoch bei der Handlung nicht erwarten. Da ist jeder „Taken“ Film besser, hier wird uns einfach nur viel viel hammerharte Action serviert.

*Nicht zu verwechseln mit dem 2014er Horrorthriller aus den USA!

(c) Die Bildrechte liegen bei den jeweiligen Verleihern der Filme