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Far East Film Festival – Udine 2011

Während das Far East Filmfest in Udine für mich schon normal geworden ist, sind es diverse dort gezeigte Filme zum Glück nicht.
Die letzten Jahre waren immer (koreanische) Komödien mein Highlight, doch diesmal ist es ein chinesisches Katastrophendrama, das sich zum Glück wesentlich vom Hollywoodallerlei dieser Art unterscheidet. Dazu später mehr.

Witzige Komödien gab es dennoch, besonders die mongolische! „Operation Tartar“ überraschte, mit für westliche Augen vergleichsweise einfachen Mitteln hat es dieser Film trotzdem geschafft, den Saal zum Toben zu bringen. Das japanische „Cannonball Wedlock“ (rechts) machte seinem Namen alle Ehre und war eine schräge Screwballkomödie. Sehr fein.
Zusätzlich auch eher seichte Kost wie der koreanische „Hitch“ Abklatsch, ähm, Ableger „Cyrano Agency“ .

Manche Filme passten wie immer nicht in eine spezielle Kategorie, wie z.B. der koreanische Film  „Villain & Widow“, das zwischen Drama, Krimi und Komödie pendelt, oder“Foxy Festival“, welches das Anderssein teils lustig, teils verzweifelt darstellt. Beide sehenswert, aber irgendwie nicht 100% zufriedenstellend.

Besser aber als Afterschock war kein Film während meiner Anwesenheit beim Festival.
Einfach nur „Katastrophenfilm“ wird diesem Drama epischen Ausmaßes nicht gerecht. Es geht um eine Familie, die durch das große Tangshan Erdbeben 1976 auseinandergerissen wird. Das Schicksal von Tochter, Sohn und Mutter in den Jahren danach wird ohne Pathos detailliert und einfühlsam gezeichnet. Nach dem Erdbeben wird eine Mutter vor die schwerste und herzzerreißendste Entscheidung ihres Lebens gestellt: Welches der beiden Kinder soll gerettet werden?
Es ist wirklich schade, dass dieser Film in Deutschland (noch) keinen Verleih gefunden hat.

Doch es gab diesmal auch filmische Enttäuschungen, der malayische „Seru“ zog sich müde durch die mystische Horrorhandlung und bei „The Piano in a Factory“ (VR China) wurde die Dramaturgie gleich ganz vergessen. Das heißt nicht, das dieser Film wirklich schlecht ist, es geht um einfache chinesische Arbeiter und ihre Wünsche und Träume, aber die Umsetzung hätte besser ausfallen müssen.
Sicher gibt es auch Filme, die vielleicht gut sind, aber die ich nicht verstehe. „Hantu Kak Limah Balik Ruma“ aus Malaysia gehört dazu. Komödie? Geistergeschichte? Vielleicht sogar Horror? Und auch „Wanted: Border“ von den Philippinen gehört in die Kategorie der sehr schwer zu verstehenden Filme, wenn man nicht aus dem passenden Kulturkreis kommt.

Manche Filme haben es da leichter. „What Women Want“ ist ein chinesisches Remake vom Mel Gibson Film aus dem Jahr 2000 diesmal mit den beiden Schönlingen Gong Li und Andy Lau in den Hauptrollen.

Oder in anderer Weise schwer: „The Drunkard“ ist ein wundervoll gefilmtes Meisterwerk mit Anspruch und phantastischen Schauspielern, das aber leider so arthousig ist, dass es wohl kaum die verdiente Achtung bekommen wird.

Zwischen diesen ganzen Filmen hat Udine immer noch etwas anderes zu bieten: Sich selbst. Dieses schöne Städtchen unweit von Triest strotzt vor Kultur, Architektur, gutem Wetter und leckerem italienischen Essen – außerdem ist es nur einen Katzensprung von der Adriastadt Triest entfernt.
Udine ist immer eine Reise wert – Garantiert auch wieder in 2012 zum 14. Far East Film Fest!