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C.E. Bernard: Palace of Glass – Die Wächterin

Zwischenmenschliche Beziehungen gehören zum Alltag. Ein freundlicher Handschlag, eine liebevolle Umarmung oder ein Küsschen auf die Wange zur Begrüßung zwischen Freunden und Bekannten und der leidenschaftliche Kuss eines Liebespaares drücken Zuneigung, Vertrauen und Liebe aus. Wären Beziehungen, Liebe und Verbundenheit ohne Berührungen überhaupt möglich? C.E. Bernard skizziert mit “Palace of Glass – Die Wächterin“ (penhaligon), dem ersten der drei geplanten Romane der Reihe, eine Welt, in der Berührungen verboten sind: In London wurde ein hartes Gesetzt erlassen, dass Berührungen jeder Art verbietet. Sex ist nur den verheirateten Paaren zur Fortpflanzung gewährt. Ansonsten ist jeder Mensch des Landes darauf angewiesen, seine nackte Haut zu verbergen und stets Handschuhe zu tragen, um den direkten Kontakt zu vermeiden. Und dies alles nur, weil die Bevölkerung und besonders das Königshaus die Gefahr fürchten, die von den sogenannten Magdalenen ausgeht. Zu jenen Menschen, die die Gabe besitzen, durch die Berührung der Haut eines anderen deren Gedanken zu lesen und zu manipulieren, gehört auch die junge Rea Emris. Seit früher Kindheit an, weiß sie um ihre Besonderheit und ist stets der Angst ausgesetzt, dass jemand ihr Geheimnis lüften kann. Nach dem Tod ihrer Eltern lebt sie bei ihrem Bruder Liam, der ihr die Berührung gestattet, um ihre Hautgier zu stillen. Darüber hinaus schleicht sich Rea immer wieder zu illegalen Faustkämpfen, bei denen sie ihre Handschuhe ablegen und der Gier nachgehen kann. Als sie eines Tages bei einem solchen Kampf von der Regierung erkannt wird, bangt Rea um ihr Leben. Doch dann findet sie heraus, dass die Regierung sie nicht für ihre Taten hängen, sondern sie als persönliche Leibwächterin des Kronprinzen rekrutieren will. Fortan lebt Rea im Schloss der Königsfamilie und folgt dem Prinzen auf Schritt und Tritt, nachdem er fast bei einem Terroranschlag zu Tode kam. Im Schloss ist Rea als starke Kämpferin angesehen. Niemand scheint jedoch zu ahnen, dass sie eine Magdalena ist. Und dieses Geheimnis muss sie dringend wahren. Doch je enger ihr die neuen Kollegen um die Duchess und den Weißen Ritter ans Herz wachsen und je näher sie dem Prinzen kommt, desto größer ist die Gefahr, sich zu verraten. Während sich Rea bald ihrem Schicksal ergibt, kommt sie hinter das Geheimnis eines großen Komplotts, der sich hinter den Schlossmauern ereignet. Und so muss sie sich entscheiden, ob sie den Prinzen weiterhin beschützt und damit ihr eigenes Leben aufs Spiel setzt, oder zum Selbstschutz den laufenden Intrigen Platz macht.
Autorin Christine Lehnen, die sich hinter dem Pseudonym C. E. Bernard verbirgt, hat für ihre Romanreihe eine ganz eigene Welt geschaffen, die unserer so ähnlich ist und doch völlig anders. Das moderne London ist ein Ort, an dem Tugend und Angst regieren und ein Gesetz die Zwischenmenschlichkeit nahezu verbietet. Als Leser fällt es einem etwas schwer, in die Geschichte zu finden, weil ein Leben ohne jegliche Art von Berührungen für uns unmöglich scheint. Erst nach und nach freundet man sich mit der jungen Rea an und lernt, das Leben durch ihre Augen zu sehen und zu verstehen. Hat man sich erst einmal daran gewöhnt, dass Handschuhe und Roben zu den alltäglichen Kleidungsstücken zählen und dass alle ihr Hände stets in einem Kummerbund verborgen halten, kann man sich auf die wachsende Zuneigung zwischen Rea und dem Prinzen, aber auch zwischen Rea, der Duchess und dem Weißen Ritter konzentrieren. Ab diesem Moment ist die Geschichte sehr spannend und zugleich gefühlvoll konstruiert. Der phantastische Aspekt bleibt bis zum Ende des Romans erhalten, macht aber immer wieder Elementen eines Krimis Platz, wodurch die Handlung sehr wandlungsfähig bleibt. Allmählich offenbaren die einzelnen Figuren dem Leser auch Einblicke in das nähere Umfeld oder deren Herkunft und Vergangenheit. Nur an ganz wenigen Punkten droht die Vielzahl der Figuren im Fokus, den Leser etwas zu verwirren, bevor die Autorin die Beziehungen zwischen ihnen wieder genauer erläutert und die Verwirrung schnellst möglich wieder auflöst. Lediglich die Hautgier, die Rea immer wieder als Biest vor Augen tritt, wirkt etwas störend, weil sie die Geschichte immer wieder aufbrechen lässt. Ob sich dieses Phänomen auch in den Folgebänden erneut zeigen wird, bleibt abzuwarten.
Die Palace-Saga geht weiter mit “Palace of Silk – Die Verräterin“, welches seit dem 29. Mai im Handel erhältlich ist. Die Trilogie endet ab dem 23. Juli mit “Palace of Fire – Die Kämpferin“.

Palace of GlassDie Waechterin von C E Bernard

 

Daten
Verlag: penhaligon
Autor: C.E. Bernard
Titel: Palace of Glass – Die Wächterin (Palace-Saga 1)
Seiten: 416
Preis: 14,00€
Paperback
ISBN: 978-3-7645-3195-9