Debbie Macomber: Die Bucht der Wünsche

Die amerikanische Autorin Debbie Macomber ist für ihre Romane bekannt, in denen die Protagonisten einen schweren Schicksalsschlag erleiden müssen, um einen Neuanfang zu wagen oder sich von der Vergangenheit lossagen zu lassen.
Nach „Das kleine Cottage am Meer“ und „Liebe mit Meerblick“ entführt die Autorin ihre Leser erneut ans Meer. Diesmal spielt die Geschichte an der Küste von Oceanside, wo sich Willa als Cafébesitzerin einen Wunschtraum erfüllt hat. Jahre zuvor musste sie früh erwachsen werden, als ihre Mutter starb und ihr Vater seine Trauer im Alkohol zu ertränken versuchte. Damals hatte sie für ihre jüngere Schwester Harper die Mutterrolle übernommen, um ihr den fehlenden Elternteil zu ersetzen, zumal ihr Vater lediglich mit körperlicher Anwesenheit glänzte. Die unterschiedlichen, aber dennoch sehr eng verbandelten Schwestern wuchsen näher zusammen, unterstützt von ihrem Bruder Lucas, der jedoch bald nach Seattle zog, um dort sein privates Glück zu finden. Als Harper an Leukämie erkrankte, wurde der Zusammenhalt der Familie erneut auf die Probe gestellt. Während sie in Seattle in einer Klinik um ihr Leben kämpfte, war ihre Familie immer an ihrer Seite. Selbst ihr Vater, dem es fast das Herz brach, versuchte ihr beizustehen. Die Chemotherapie und die Gebete der Familie ließen das Wunder wahr werden und Harper wurde geheilt entlassen. Seither arbeitet sie als Yogalehrerin in Oceanside, während Willa ihren Kunden mit Kaffee- und Gepäckspezialitäten den Tag versüßt. Zu ihren Dauerkunden zählt auch Sean, der nach einer gescheiterten Sportkarriere nach Oceanside gezogen ist und als Fotograf seinen Lebensunterhalt verdient. Obwohl sich beide sympathisch sind, traut sich keiner von ihnen, den Schritt zu wagen, um sich näher kennenzulernen. Durch einen unmissverständlichen Wink von Harper landen jedoch beide gemeinsam an einem Tisch im Café und lernen sich beim ersten Gespräch kennen. Willa ist sehr angetan von Sean, jedoch überzeugt, dass sie neben der Arbeit keine Zeit für eine nähere Bekanntschaft hat. Zudem sorgt sie sich um Harper, deren jährliche Blutuntersuchung ansteht. Als diese ohne Befund ist und die Ärztin keine Anzeichen auf einen erneuten Krebsausbruch erkennen kann, atmet die ganze Familie auf. Während Harper emsig damit beginnt, zu trainieren, um in Kürze einen Berg zu besteigen, planen Lucas und Chantelle ihre Hochzeit, sehr zur Freude aller. Und so ist auch Willa endlich bereit, ihrem eigenen Glück eine Chance zu geben. Kaum lernen sie und Sean sich näher kennen, muss er jedoch für einen wichtigen Auftrag in ein Entwicklungsland reisen. Willa redet sich ein, dass sie nach ihrer bisher sehr kurzen Bekanntschaft noch überhaupt keine Besitzansprüche an ihn stellen darf. Als er krank zurückkehrt, übernimmt sie jedoch seine Pflegschaft und wird sich dadurch darüber im Klaren, dass sie ihr Leben mit ihm verbringen will. Kaum ist Sean jedoch genesen, steht die nächste Reise an. Zu Willas Unmut stellt er erneut seine Karriere an erster Stelle und reist ab. Während seiner Abwesenheit überschlagen sich in Oceanside die Ereignisse. Harper klagt, nachdem sie es lange zu ignorieren versucht hat, über körperliche Schwäche und Brustschmerzen. Eine erneute Untersuchung bestätigt, was alle befürchtet haben. Während sie sich in Seattle einer weiteren Behandlung unterziehen muss, bangt Willa um das Leben ihrer kleinen Schwester. Mühsam versucht sie ihren eigenen Alltag zu meistern und zugleich am Krankenbett von Harper für sie da zu sein. Derweil reist Sean durch die Welt, nichtsahnend, was daheim in Oceanside passiert. Da er immer wieder von der Zivilisation abgeschnitten ist, vergehen oft Tage und zumal auch Wochen, ohne dass er mit Willa telefonieren oder mit ihr über Emails oder SMS in Kontakt treten kann. Als er wieder heimkehrt findet er seine Freundin traumatisiert wieder. Sie geht ihm aus dem Weg und ignoriert alle Kontaktversuche. Als er den Grund dafür herausfindet, versucht er alles, um Willa zurückzugewinnen. Doch Willa ist in tiefer Trauer gefangen, unfähig, ihr Herz erneut für ihn zu öffnen. Sean schwört, sie nicht aufzugeben und findet ausgerechnet in Willas Vater einen Unterstützer.
Debbie Macomber vereint in ihren Romanen stets die Höhen und Tiefen des Lebens. Auf traumatische Moment folgen Glück und Freude. Bei ihrem neusten Titel hat man bereits von Beginn an das Gefühl, dass bald etwas schreckliches passieren wird. Gemeinsam mit Willa hofft man, dass es nie zu einem Rückfall ihrer Schwester kommen wird, um dann gemeinsam mit ihr zu beten und bangen. Die Szenen im Krankenhaus sind so authentisch beschrieben, dass man selbst das Gefühl hat, am Krankenbett zu sitzen. Über die Kapitel hinweg spürt man ebenfalls den körperlichen Schmerz der Hauptfigur und fühlt sich ebenso wie sie von der Trauer übermannt. Doch dann beginnt man gemeinsam mit ihr auch wieder das Leben von einer anderen Seite zu betrachten und Hoffnungen zu hegen, darauf, dass irgendwann die Sonne wieder scheinen wird.
Das ganz große Gefühlskino gelingt Macomber wieder einmal par excellence. Doch das nächste Buch dürfte gerne wieder etwas weniger traurig ausfallen.

Daten
Verlag: blanvalet
Autor: Debbie Macomber
Titel: Die Bucht der Wünsche
Seiten: 400
Preis: 10€
Taschenbuch, Broschur
ISBN: 978-3-7341-1001-6