Manche Familien scheinen wie aus dem Bilderbuch zu sein. Harmonie, Liebe und Verbundenheit vereint Eltern und Kinder, die sich stets geborgen und geschützt fühlen. Doch allzu oft lauert ein Geheimnis hinter der scheinbar perfekten Fassade, das nie ans Tageslicht kommen sollte.
Marie Schönbeck deckt in ihrem Roman „Schokolade am Meer – Süße Träume“, den ersten Band der Trilogie, ein ebensolches Geheimnis auf.
Hannah Hansen könnte nicht glücklicher sein. In wenigen Stunden wird sie Sven Jessen, den sie zwar erst ein Jahr lang kennt, aber mit dem sie glücklich ist, heiraten. Alles ist geplant und bis ins Detail von ihrer Mutter Mathilda, genannt Tilla, und deren Mann Stefan organisiert worden. Doch statt den glücklichsten Tag ihres Lebens zu erleben, wird Hannahs Herz gebrochen, als plötzlich die Polizei in der Kirche erscheint und den Bräutigam wegen Bigamie festnimmt. Hannah und ihre Familie sind erschüttert. Aber nach und nach erkennt Hannah im Rückblick, dass Svens Verhalten sie hätte stutzig machen müssen. Hannah verkriecht sich bei ihren Eltern in Borgwedel, da sie sich nicht vorstellen kann, ihr Leben in Hamburg wieder aufzunehmen, wo sie alles an Sven und dessen Betrug erinnert.
Zur gleichen Zeit ahnt Thies Lorentz, der Mittlere der drei Lorentz-Brüder und Erbe der Schokoladenmanufaktur auf der Insel Möwesand, nichts schlimmes, als er seinen Arbeitstag beginnt. In den letzten zwei Jahren mussten die drei Brüder den schmerzlichen Verlust ihrer Eltern überwinden. Während sich Joos, der Älteste, in die Arbeit stürzt, nimmt sich Finn eine Auszeit. Obwohl die drei Brüder gemeinsam daran arbeiten, die Insel – welche als Schokoladeninsel bekannt ist – zu einem wahren Schlaraffenland zu machen, hängen alle ihren eigenen Problemen nach. Doch sie werden von den Bewohnern Möwesands aufgefangen, die für sie seit Kindheitstagen einer Familie gleichkommen. Alle Bewohner haben im Laufe der Jahre ihr eigenes Unternehmen gegründet, sodass sich auf der Insel eine Naschwerkmanufaktur an die andere anschließt. Alle ziehen sie an einem Strang und bewirten die Touristen, die fast täglich auf die Insel kommen, während sie nach dem Ablegen der letzten Fähre einem ruhigen Leben nachgehen. Zwischen all den Manufakturen ist das kleine Haus von Bente, die Wolle und Häkelarbeiten verkauft, eine Sonderheit, die jedoch von allen geschätzt wird. Als Thies Bente an jenem Morgen tot auffindet, ist es für alle ein Schock.
Während Hannah überlegt, wie sie mit dem herben Betrug ihres Exfreundes umgehen soll, erhält sie einen Anruf von Thies Lorentz, über den sie schon einmal einen Bericht gelesen hat. Überrascht von der Todesnachricht ihrer Tante, die sie persönlich nicht gekannt hat, erfährt sie zudem, dass Bente ihr ihr Hab und Gut vererbt hat. Sie informiert ihre Eltern, die sonderbar auf die Nachricht reagieren. Doch da sie über 29 Jahre lang keinen Kontakt mehr mit Bente hatten, schreibt Hannah ihre Reaktion der Situation zu. Neugierig entschließt sich Hannah dazu, dass ihr ein Tapetenwechsel gut tun würde. Zudem möchte sie etwas über ihre Tante erfahren, ebenso den Grund, warum sie den Kontakt zu ihrer Familie abgebrochen hat. Am nächsten Tag reist Hannah nach Möwensand, wo sie von Thies in Empfang genommen wird. Während ihrer ersten Tage auf der Insel sichtet sie ihr Erbe und ertappt sich dabei, wie sie sich in die Insel und ihre Bewohner verliebt. Auf merkwürdige Weise fühlt sie sich mit Bente verbunden, obwohl sie sie nicht kannte. Die Ruhe auf der Insel gefällt Hannah und nach und nach schleicht sich der Wunsch in ihr Bewusstsein, dass sie das Haus ihrer Tante nicht verkaufen, sondern selbst daran leben will. Schnell muss sie allerdings erfahren, dass sie das Pachtrecht des Hauses nicht übernehmen kann, weil sie nicht selbst auf der Insel lebt. Hannah fühlt sich erneut um eine Zukunftsvision gebracht. Dass ausgerechnet Thies, der ihr Herz zum Schlagen bringt, sie daran hindern will, auf der Insel zu bleiben, verletzt sie sehr. Dabei findet auch Thies Gefallen an der schönen Unbekannten, die seine Leidenschaften und Ansichten zu teilen scheint. Trotz der problematischen Umstände fühlen sich beide zueinander hingezogen. Aber dann findet Hannah den Grund heraus, warum Bente und ihre Familie keinen Kontakt mehr zueinander hatten. Das Geheimnis droht nicht nur, Hannahs bisheriges Leben aus den Fugen zu werfen und die Beziehung zu ihren Eltern zu zerstören, sondern auch die sich anbahnende Annäherung mit Thies im Keim zu ersticken. Zudem scheint es einer der Bewohner von Möwesand auf sie abgesehen zu haben. Als eines Nachts ihr Haus in Brand gesteckt wird und Hannah in letzter Sekunde den Flammen entkommen kann, scheint alles vorbei zu sein. Doch dann wird sie von den Brüdern Lorentz aufgefangen und sie erkennt, dass sie bereits zur Inselfamilie gehört.
Nicht nur die Beschreibung der malerischen Insel, auf die man selbst reisen möchte, zieht den Leser in den Bann, sondern auch die Hintergründe der Figuren. Sowohl Hannah als auch ihre dunkle Familiengeschichte sind spannend beschrieben, als auch die Lebensumstände der drei Brüder. Romantische Gefühle, gebrochene Herzen, enttäuschende und verletzende Erlebnisse sowie eine Prise krimineller Machenschaften runden den ersten Band ab, der von der ersten bis zur letzten Seite Freude macht. Der unterhaltsame Lesespaß kommt einem Kurzurlaub nahe. Bereits am 11. Mai erscheint Band 2 „Schokolade am Strand – Süße Träume“, in dem es um Joos Lorentz gehen wird. Voller Spannung und Vorfreude fiebere ich der Fortsetzung bereits jetzt entgegen.
Daten
Verlag: Heyne
Autor: Marie Schönbeck
Titel: Schokolade am Meer – Süße Wünsche
Seiten: 416
Preis: 11€
Taschenbuch
ISBN: 978-3453425132