Nicolas Barreau: Das Café der kleinen Wunder
Manchmal läuft das Leben einfach nicht nach Plan. Wenn die eigenen Ängste einen daran hintern, einen großen Schritt zu wagen und plötzlich alle Wünsche zunichte gemacht werden, mag man sich am liebsten vor dem Leben verstecken. Der Pariser Autor Nicolas Barreau, der sich mit seinen Bücher “Die Frau meines Lebens” und “Du findest mich am Ende der Welt” bereits in die Herzen vieler Leserinnen geschrieben hat, erzählt mit “Das Café der kleinen Wunder” nun eine weitere Geschichte eines verhängnisvollen Treffens: Nelly Delacourte, die nach dem Tode ihrer Eltern bei der Großmutter aufgewachsen ist, war nie ein Fan der Eile und der überstützten Entscheidunge . Aus diesem Grund findet sie die Theorien von Paul Virilio faszinierend, die sie an der Universität von Paris studiert. Jene Faszination hat sie auch vor über einem Jahr mit ihrem Professor Daniel Beauchamps zusammengeführt, dem sie als Assistentin dient. Heimlich schwärmt sie für den älteren Mann, der in ihren Träumen schon längt an ihrer Seite weilt. Als er sie einläd, mit ihm zusammen nach New York zu fliegen, scheint sie der Erfüllung ihrer Träume nahe. Doch da sie noch nie in ihrem Leben ein Flugzeug betreten hatte, lehnt sie schweren Herzens ab. Als sie im Nachhinein erfährt, dass ihre Vertretung nicht nur den Platz im Flugzeug neben dem Professor, sondern auch in dessen Herzen eingenommen hat, verkriecht sich Nelly zunächst leidend in ihrer kleinen Wohnung. Doch dann trifft sie eines Tages die Entscheidung, alles hinter sich zu lassen. Mit einer sündhaft teuren Tasche und einem Bahnticket in der Hand, fährt sie nach Venedig. Einen ganzen Monat will sie in der Wasserstadt verweilen, eh sie zurück nach Paris kehren will. Doch kaum ist sie in der malerischen Stadt angekommen, macht sie die Bekanntschaft mit Valentino, der ihr schon kurz darauf aus einer brisanten Notlage hilft.
Dem Spiegel Bestsellerautor ist eine umwerfend charmante und herzliche Geschichte gelungen, die als Liebeserklärung an Venedig gesehen werden kann. Die Schönheit der Stadt, die fast magisch erscheint, wird mit wundervollen Worten zusammengetragen. Gemeinsam mit Nelly taucht der Leser in die Wasserstadt ein, die hinter jeder Ecke und jedem noch so kleinen Gässchen etwas Wundervolles erahnen lässt. Mit viel Liebe zum Detail werden die in Mitleidenschaft gezogenen Gebäude erwähnt, die aus einem längst vergessenen Jahrzehnt zu stammen scheinen. Ebenso viel Aufmerksamkeit widmet Barreau seiner Hauptfigur, die sich durch ihre schüchterne Art und ihre anfänglich naive Persönlichkeit schnell in die Herzen der Leser schleicht. Ihre Verliebtheit in den Professor sowie ihr aufkeimenden Gefühle für Valentino werden mit viel Feingefühl beschrieben, ohne jemals kitschig oder verblümt zu erscheinen. Nelly bleibt stets eine objektive Persönlichkeit, die sich nicht durch ihre Gefühle leiten lässt. Immer behält sie im Hinterkopf, dass eine Liebe auch dunkle Seiten mit sich bringen und das Leben durcheinanderwirbeln kann. Gelegentlich gewährt Barreau dem Leser auch einen Blick ins Innere von Valentino, um auch seine Emotionen zu verdeutlichen. Spannend sind die Rückblicke in die Vergangenheit von Nellys Großmutter, deren Erlebnisse den Ausgangspunkt von Nellys Abenteuer bilden. Immer wieder fließen philosophische Erkenntnisse in die Geschichte ein oder der Autor lenkt die Aufmerksamkeit auf die Kunst, die ebenso einen wichtigen Bestandteil seiner Geschichte darstellt. Die Geschichte von „Das Café der kleinen Wunder“ umfasst im Kern vier Wochen. Der Prolog dient der Einführung der Geschichte, während der Epilog einen Zeitsprung in die nahe Zukunft von Nelly wagt. Beglückende und traurige Momente vereinen sich zu einer romantischen Geschichte über das Leben und die Liebe, die sich nicht vorherbestimmen lässt und die stets Wunder bereithält. Für Fans von Rosamunde Pilcher und für alle Romantiker ist „Das Café der kleinen Wunder“ mehr als empfehlenswert.
Daten:
Verlag: Piper
Autor: Nicolas Barreau
Titel: Das Café der kleinen Wunder
Preis: 10,00€
Paperback
ISBN: 978-3-492-31053-6
Erschienen: 2. Oktober 2017