Heather Petty: My Dear Sherlock – Nichts ist, wie es scheint
Wer kennt ihn nicht, den Meisterdetektiv
Sherlock Holmes, geschaffen von Sir Arthur Conan Coyle. In Literatur und Film hat er bereits viele Abenteuer erlebt. In der Neuzeit begeistert er als Hauptfigur in der BBC-Krimireihe Sherlock mit Benedict Cumberbatch in der Titelrolle und Martin Freeman als sein Freund und Kollege Dr. Watson.
Im vergangenen Jahr erschien in Deutschland mit „My Dear Sherlock – Wie alles begann“ der erste spannende Sherlock-Krimi der amerikanischen Schriftstellerin Heather Petty. Nun führt sie die Geschichte der 16-jährigen Jamie Moriarty, genannt Mori, und ihrem 17-jährigen Freund Sherlock Holmes weiter. Gerade mal ein Jahr mussten die Leser warten, um erneut Zeuge eines spannenden und zugleich schrecklichen Kriminalfalls zu werden. Die Handlung beginnt vierzehn Tage nach den Ereignissen des ersten Buchs. Nur mit Sherlocks Hilfe konnte Mori dem Mordversuch ihres Vaters entgehen. Seither sitzt Detektiv Moriarty in Haft und muss sich für die Serienmorde, die er begangen hat, verantworten. Obwohl ihr Vater in Gewahrsam der Polizei ist, kann sich Mori nicht richtig sicher fühlen. Sie fürchtet, dass ihr Vater durch eine List der Haft entkommen kann und erneut zur Gefahr für sie und ihre Brüder Michael, Fred und Sean werden könnte. Ihre Angst wird täglich von den Journalisten geschürt, die seit den schrecklichen Vorfällen ihr Haus belagern. Stimmen des Unmuts werden laut. Die Nachbarn und Bürger, die Detektiv Moriarty als anständigen Hüter des Rechts kennengelernt haben, glauben an dessen Unschuld. Alle Augen sind auf Mori gerichtet, die zur Zielscheibe der Medien wird. Immer mehr Leute glauben daran, dass sie in Wirklichkeit hinter der bestialischen Mordserie steckt, bei der auch ihre beste Freundin und der Vater einer Mitschülerin zu Tode kam. In der größten Not bekommt Mori plötzlich Unterstützung von Alice. Die ehemals beste Freundin ihrer verstorbenen Mutter gibt sich als ihre Tante aus und übernimmt die Vormundschaft für die zerrüttete Familie. Dank ihrer Hilfe kehrt allmählich das Gefühl von Geborgenheit zurück und ein annähernd normales Familienleben stellt sich sein. Doch Moris Glück dauert nicht lange an, als sie anonyme Drohbriefe erhält. Als zudem auch noch eine abgetrennte Hand im Hausmüll gefunden wird, wird Mori zum Dauergast auf der Polizeistation. Sherlock bemüht sich mit allen Kräften, den Absender der Drohbriefe zu entlarven und den Täter der neuen Mordfälle zu finden. Doch bald ist auch er machtlos gegen die Person, die es auf Moris Leben abgesehen hat.
Heater Petty gelingt es spielend, an die Spannung ihres ersten Buchs anzuschließen. Die Geschehnisse werden kurz und knapp zusammengefasst, um den Leser den Wiedereinstieg in die Geschichte zu erleichtern. Die Hauptfiguren sind erhalten geblieben und bilden den Kern der Geschichte, die mit neuen Tätern und Opfern bestückt wurde. Erneut findet sich der Leser in einem gigantischen Rätsel wieder, das es zu lösen gilt. Immer mehr Indizien werden im Laufe der Handlung zusammengetragen. Schnell ertappt man sich dabei, dass man genau wie Mori Verdächtigungen anstellt und den Personen in ihrem nahen Umfeld misstraut. Nur Sherlock scheint noch die einzige Konstante in ihrem Leben sein. Umso trauriger ist es, dass Mori sich bewusst von ihm zu distanzieren versucht, um ihn nicht ebenfalls in Gefahr zu bringen. Um das Gefühlschaos, das Mori innerlich zu zerreißen scheint, besser erklären zu können, lässt die Autorin die Leser an ihren Gedankengängen teilhaben. Stets hat man das Gefühl, in ihren Kopf zu blicken. Dies macht die Geschichte unglaublich lebendig. Auch der flüssige Schreibstil der Autorin, der ein zügiges Lesen ermöglicht, unterstreicht dies. Immer wieder wendet sich die Geschichte durch unerwartete Situationen in eine andere Richtung, sodass bis knapp vor Ende nichts erahnbar ist. Selbst wer ganz genau liest und die vielen Hinweise im Buch entdeckt, die direkt zum Täter führen, erlebt an der einen oder anderen Stelle eine Überraschung.
Die Figuren werden im zweiten Band mit etwas mehr Tiefe versehen. Nicht nur Einblicke in Moris Vergangenheit offenbaren wahre Abgründe der Familie, auch ein Ereignis im Leben von Sherlock zieht den scheinbar stets unnahbaren Meisterdetektiv in ein seelisches Tief. Dadurch erscheint sein Charakter menschlicher, als noch im ersten Band. Im Vergleich zu diesem fällt die Handlung etwas zäher aus, auch wenn es einen neuen Täter gibt, der für weitere Rätsel sorgt. Eine weitere Fortsetzung ist durch den Cliffhanger am Ende des Buchs gegeben und wird meinerseits mit großer Freude erwartet.
Daten:
Verlag: cbj
Autorin: Heather Petty
Titel: My Dear Sherlock – Nichts ist, wie es scheint
Originaltitel: My Dear Sherlock (2)
Seiten: 333
Alter: 12
Preis: 14,99€
Hardcover
ISBN: 978-3-570-17251-3
© Sandy Kolbuch