Candyman

ab 26.08.2021 im Kino

Regie: Nia DaCosta

Yahya Abdul-Mateen II – Anthony McCoys
Teyonah Parris – Brianna Cartwright
Nathan Stewart-Jarrett
Colman Domingo – William Burke
Tony Todd – Daniel Robitaille

Ein Jahrzehnt nach dem Abriss des letzten Wohnturms hat die Gentrifizierung auch das Viertel Cabrini Green erreicht. Die einstige Sozialwohnungssiedlung ist längst zu einem Hotspot für Besserverdiener und aufstrebende Millennials geworden – so beziehen dort auch der Künstler Anthony (Yahya Abdul-Mateen II; Watchmen, Wir) und seine Freundin, die Galeristin Brianna (Teyonah Parris; Beale Street, The Photograph), eine luxuriöse Eigentumswohnung. Als Anthonys Künstler-Karriere ins Stocken gerät, erfährt er durch einen alteingesessenen Bewohner (Colman Domingo; Euphoria, Assassination Nation) von den ebenso tragischen wie grausamen Hintergründen der Candyman-Legende. Bemüht, seinen Status in der Chicagoer Kunstwelt zu erhalten, beginnt Anthony, makabre Details als Inspiration für neue Werke zu nutzen. Er ahnt nicht, dass er dadurch ein totgeglaubtes Grauen wiedererweckt und eine erneute Horror-Welle von Gewalt und Tod auslöst, die ihn weit mehr kosten könnte als seine Karriere … (Pressetext)

Yahya Abdul-Mateen II as Anthony McCoy in Candyman, directed by Nia DaCosta.

Es scheint, dass jede Generation Horrorfilme braucht, und wenn es keine neuen Ideen gibt, wird halt ein Sequel gemacht. Bei dieser neuen Candyman Verfilmung wird die Story geschickt in unsere Zeit gehoben und gegenüber dem Original von 1992 eine erheblich afroamerikanischere Sicht auf die Urban Legend geworfen.

(from left) Anthony McCoy (Yahya Abdul-Mateen II) and Anne-Marie McCoy (Vanessa Williams) in Candyman, directed by Nia DaCosta.

Das spiegelt sich (Wortspiel beabsichtigt) ín der Wahl der Schauspieler wider, es sterben nur Weiße, die Protagonisten sind, von einem Quotenhomosexuellen abgesehen, allesamt schwarz. Was grundsätzlich okay ist, wenn die Story so Sinn ergibt, allerdings schießt hier die Regisseurin meiner Ansicht nach übers Ziel hinaus. Während früher die „Neger“ die Bösen waren, sind jetzt die „Weißen“ dran, nur dass sie im Film eigentlich gar nicht alle böse sind.

Teyonah Parris as Brianna Cartwright in Candyman, directed by Nia DaCosta.

Rassendiskriminierung gegenüber den amerikanischen Minderheiten, die zu Recht heutzutage verdammt wird, einfach umzudrehen und die Weißen bluten zu lassen (wieder ein Wortspiel), macht diesen Film vielleicht zu einem Kultstreifen für einige Afroamerikaner, aber noch lange nicht zu einem Meisterwerk.

Metaebenen, universelle Wahrheiten oder einfach nur Verbindungen zwischen zwei unterschiedlichen Gruppen, wie es gute Filme zeigen, manchmal auch nur andeuten und damit dieses Medium zu einem Bindeglied für eine Gesellschaft machen können – Fehlanzeige.

Yahya Abdul-Mateen II as Anthony McCoy in Candyman, directed by Nia DaCosta.

Das ist besonders deshalb ärgerlich, weil ich als alter, weißer, privilegierter Mann jetzt so etwas schreiben muss und mich damit in eine angreifbare Position begebe, die ich gar nicht einnehmen wollte. Ich sehe einen Idris Elba genau so gern wie einen Daniel Craig, aber keinen plumpen Propagandafilm.

Nun schimpfe ich über den in einer perfekten Welt eigentlich unwichtigsten Teil des Films, nämlich die Hautfarbe der Protagonisten, während ich Candyman als Horrorfilm für die junge Generation wegen seiner interessanten visuellen Effekte durchaus gelungen halte. Wäre die Antidiskriminierungsbotschaft der jungen Regisseurin genauso subtil wie mancher Spezialeffekt eingesetzt worden, würde ich jetzt über einen sehenswerten Genrefilm jubeln. Dass es auch nicht subtil besser funktionieren kann, zeigt der männerfeindliche Revengethriller „Promising Young Woman„.

Candyman, in silhouette, in Candyman, directed by Nia DaCosta.

Manchmal ist es eine Kleinigkeit, die einen Film nicht zum Highlight der Woche/des Monats/ des Jahres werden lässt.
Bei Candyman ist es der woke Holzhammer, der mich stört.

© Johann Hoffmann, Fotos: Universal

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