Far East Filmfestival – Udine 2018

Das Far East Film Fest in Udine zeichnet sich durch eine schöne Konstanz aus. Ich kann jedes Jahr mit dem guten Gefühl hinfliegen, ein paar der besten aktuellenFilme aus Asien zu sehen.

Für mich zum Glück sind jedes Jahr die koreanischen Filme immer wieder an der Spitze. Das Niveau liegt hier besonders hoch. Die Japaner vergeigen durchaus mal was – vielleicht ist die Industrie dort zu satt? Und die Chinesen konzentrieren sich manchmal zu sehr auf „GROSS“ in allen Belangen.

Die Südostasiaten üben noch und kommen beim Budget nicht an die Grüßen heran, haben dfafür aber eigene, spezielle Themen, die einen ganz besonderen Einblick in die Länder und deren Kultur geben.

Das FEFF in Udine hilft trägt also wirklich zur Völkerverständigung bei, so pompös das auch klingen mag.

Jetzt aber zu meinen drei Highlights des Filmjahres:

Be With You

An allererster Stelle steht „Be With You“ von Jang-hoon Lee, eine Neuverfilmung eines japanischen Romans

Dieser Film verfestigt meine Meinung, dass nur Koreaner es schaffen, einem Film plötlich ein anderes Genre zu geben. Es kann zu recht widersprochen werden, dass der Roman von Takuji Ichikawa zuerst in seinem Heimatland Japan verfilmt wurde und dementsprechend auch dort eine verblüffende Wendung vorhanden sein muss, aber die Weise, wie koreanische Regisseure solche Kniffe umsetzen, ist einzigartig.

Abgesehen davon sind die Schauspieler, allen voran die immer im Filmleben etwas deplaziert wirkende Hauptdarstellerin Ye-jin Son, die eine Ikone des koreanischen Dramas ist, wunderbar.

Der Stoff schreit förmlich danach, komplett ins Kitschige abzugleiten, aber Lee gelingt es, auch uns kühlere Europäer mitzunehmen, ohne das Wort „Schmalz“ auf den Lippen zu haben und trotzdem für die Koreaner noch rührend genug zu sein. Es sind die kleinen Gesten, wie im nachfolgenden Bild, die ohne viele Worte Stimmungen ganz genau widergeben.

Auch wenn es einige kleine Schwächen gibt, die ich nicht verraten möchte, ist es ein äußerst sehenswerter Film. Bitte mehr davon!
HIerher, nach Deutschland!

Bad Genius

Oben schreibe ich noch, dass die Koreaner meine Favoriten sind, aber schon auf Platz zwei meiner Liste steht ein thailändischer Film. „Bad Genius“ ist ein actiongeladenes Teenager-vs-Schulsystem-Drama.

Was aus Sicht von „Avengers“ oder „James Bond“ winzig klein erscheint – eine hochbegabte, geniale Schülerin wandelt sich zur cleveren Betrügerin um anderen Mitschülern bei Prüfungen und Tests zu helfen – wird so spannend in Szene gesetzt, dass einem die Spucke wegbleibt.

Liegt das daran, dass diese Blöden Halbjahresarbeiten, Aufnahmeprüfungen und Examen viel näher an des Zuschauers eigenem Leben dran ist, als mal eben mit Superkräften die Welt zu retten?

Wahrscheinlich hilft es. Aber Hauptdarstellerin Chutimon Chuengcharoensukying und Kameramann
Phaklao Jiraungkoonkun plus die geschickte Führung durch Regisseur Nattawut “Baz” Poonpiriya ziehen mit ihrer realistischen Darstellung und ihren schnellen Bildern in den Bann.

Es geht bei weitem nicht nur darum, dass ein geniales Mädchen Geld verdienen möchte, indem sie cheatet und damit anderen weniger begabten, dafür reichen Schülern einen Abschluß ermöglicht, sondern auch um eine Kritik am korrupten thailändischen Schulsystem und am Erfolgsdruck durch ständige und karriereentscheidende Tests.

Little Forrest

Ebenfalls wunderbar und in Erinnerung bleibend wieder ein koreanischer, kleiner Film.

Kurz zusammengefasst: Eine junge Studentin hat keine Ahnung wohin in ihrem Leben und nimmt erstmal eine Auszeit in der mütterlichen, verlassenen Hütte, wo sie sich selbst mit Kochen nicht nur im buchstäblichen Sinne am Leben hält.

Kochen – eigentlich gar nicht meins, in „Little Forrest“ aber so liebevoll in die Handlung integriert, dass ich nicht nur hungrig aus dem Kino kam, sondern auch einen ganz anderen Blick auf diese Kunst bekommen habe.

Dabei gebe ich gern zu, dass ich die Augen auch kaum von Schönheit Tae-Ri Kim, bekannt aus „Die Taschendiebin“ lassen konnte. Mit ihr gleitet man über die dünne, nahezu unwichtige Handlung und durch die tiefgründigen, lebensessentiellen Konversationen. Genießt. Erwacht .

Grandios.

Als letztes möchte ich noch auf den Netflix Action-Kracher „Steel Rain“ hinweisen, der beim Festival als Eröffnungsfilm lief und für jedermann bei Netflix zu sehen ist.

Netflix produziert wirklich spannende Sachen – Steel Rain ist eine davon: Beim Staatsstreich landet der verletzte nordkoreanische Machthaber im Süden. Was für ein Ausgangspunkt für einen Thriller . Und es wird geliefert!