Vor Ostern hatte ich das Vergnügen, dass zauberhafte Kinderbuch Häschen in Berufen zu lesen. Daher war es mir eine Freude, mit dem Autor und Illustrator des Buches, Tino Both, ein Interview führen zu dürfen.
Was wolltest Du als Kind werden?
Sehr schwierig, dafür bin ich schon zu lange kein Kind mehr, so dass ich mich noch daran erinnern könnte. Wahrscheinlich Astronaut, das war damals glaube ich ganz in. Da gab es die heutigen Berufssparten wie Influencer glücklicherweise noch gar nicht. Deshalb eher so etwas Bodenständiges, wie Astronaut eben.
Wie kam es zu der Idee, Tiere in Berufen abzubilden?
Daran erinnere ich mich hingegen noch genau. Der große KI Boom hat ja dieses Jahr gestartet und Freunde von mir haben mich an das Thema, zur kurzzeitigen Unterhaltung, herangeführt. Darunter auch die textbasierten generativen KI Bildgeneratoren. Ich habe meinen Sohn, 10 Jahre alt, das auch dann stolz präsentiert, denn der Vater schwimmt mit dem Zahn der Zeit. Wir haben verschiedene Texteingaben ausprobiert und sind dann bei Häschen in Berufsbekleidung gelandet. Diese Bilder waren so gut, also so niedlich, detailliert, süß, dass ich diese nur ungern für mich behalten wollte und habe mich dann schnell informiert, wie und ob man das als Bilderbuch herausbringen kann.
Zeit habe ich ja genug, denn ich bin leider dauerhaft krank geschrieben und kann aufgrund einer seltenen Erkrankung der Okulomotorik nicht mehr länger an einem Bildschirm arbeiten. Für das Buch hatte ich auch tatkräftige Unterstützung von Freunden, die mir bei diesem Projekt gut unter die Arme gegriffen haben und das Projekt dann letztendlich ermöglicht haben. Namentlich wollte aber niemand genannt werden, so dass ich mich an dieser Stelle gerne noch einmal herzlich für die Unterstützung bedanken möchte. Die entsprechenden Personen wissen Bescheid, wer gemeint ist.
Ich liebe Katzen und Hasen und bin daher bei diesen zwei Tierarten voll bei Dir. Was hat Dich dazu bewogen, Dich für Katzen und Hasen zu entscheiden?
Die Häschen waren die ersten Tiere, die ich und mein Sohn ausprobiert haben. Das liegt zum einen daran, dass mein und sein erstes Haustier Häschen sind/waren. Nach Fertigstellung von Häschen in Berufen wollte ich aber auch anderen Tierliebhabern ihre Lieblingstiere vorstellen. Erste Versuche der Bilderstellung sind zu diesem Zeitpunkt bereits gelaufen.
Wie wählst Du die Berufe aus, was inspiriert Dich?
Wichtig für die Berufe ist eine einzigartige Berufsbekleidung, so dass der Wiedererkennungswert sehr hoch ist. Die Berufe sind dann in einem Brainstorming entstanden. Auch aktuelle Themen aus der Nachrichtenwelt haben mich dazu bewegt, ein Häschen als Soldat darzustellen. Das sehe ich als möglichen Ankerpunkt für Gespräche mit den Kindern zum aktuellen Zeitgeschehen. Bewusst ist dies auch das letzte Häschen, so dass Eltern selbst entscheiden können, ob sie da tiefer einsteigen wollen oder das letzte Häschen überblättern.
Wie entstehen diese sehr realistisch wirkenden Bilder? Digitalisiert Du selbst?
Wie bereits erwähnt, handelt es sich um einen textbasierten generativen KI Bildgenerator. Ich verwende hierfür „Midjourney“ und habe extra für die Bücher den „Pro Plan“ abonniert. Damit ist das Recht der Bilder bei mir. Außerdem wurden die Bilder noch in einem Grafikprogramm bearbeitet, um mit dem Recht auf das geistige Eigentum auf der sicheren Seite zu sein. Ich kann nur jedem empfehlen, sich mit dem Thema der aufblühenden KI Tools zu beschäftigen, zum einen ist es zu Beginn sehr unterhaltsam und zum anderen sehe ich da sehr viel Potential, um Arbeitsabläufe zu beschleunigen.
Hast Du neben Deinem Sohn noch andere Kinder in Deinem Umfeld, mit denen Du vorab die Inhalte testen kannst?
Mein Sohn ist 10 Jahre alt und die Tochter meiner Freundin ebenfalls. Die Beiden sind sozusagen meine Testgruppe. Ich erhalte aber auch sehr gutes, konstruktives Feedback von meiner Freundin und Freunden selbst. Auch wenn diese nicht mehr ganz in der Zielgruppe liegen.
Wie lange hat es gedauert, bis das 1. Buch von der 1. Idee bis zum Druck fertig war?
Ich habe aufgrund meiner Erkrankung nicht dauerhaft daran gearbeitet, aber eine Zeitspanne von ca. 2 Monaten hat das Projekt in etwa benötigt. Es ist ja kein literarisch tiefgehendes Meisterwerk, der Fokus soll primär auf den schönen Illustrationen liegen.
Welche Tierarten sind vielleicht noch geplant?
Auch wenn das „Kätzchen in Berufen“ Buch aus Versehen bereits über den Self-Puplishing Verlag Epubli bereits kurzzeitig online war, habe ich das Buch noch mehrfach überarbeitet. Ich wollte zuerst das Feedback zum Häschenbuch abwarten. Hieraus habe ich dann das Cover, die Schrift und einige Inhalte angepasst. Auch den Verlag habe ich gewechselt. Ich wollte eigentlich ein deutsches Unternehmen unterstützen, aber die Druckpreise sind bei Epubli zu hoch, was ebenfalls ein Kritikpunkt bei dem Häschenbuch war. „Kätzchen in Berufen“ werden Ende April deshalb bei KDP veröffentlicht für ungefähr die Hälfte des Preises.
Ebenfalls fast fertiggestellt ist dann noch das dritte Werk der Reihe „Welpen in Berufen“. Mit diesen drei Bänden ist für mich die Trilogie „Tiere in Berufen“ erst einmal abgeschlossen. Es handelte sich dabei zu keiner Zeit um ein Projekt, um finanziellen Reichtum zu ziehen. Ich wollte viel mehr Kindern eine Freude bereiten, ein Lächeln auf deren Gesichter zaubern beim Entdecken der amüsanten Illustrationen.
So habe ich auch ein wunderbares Feedback von der Klassenlehrerin meines Sohnes aus der ersten und zweiten Klasse erhalten. Sie hat das Buch zufällig entdeckt und in HSU (Heimat- und Sachkunde) zu dieser Zeit das Thema „Berufe“ abgeschlossen. Nach sofortigem Erwerb des Buches, hat sie dieses zugleich den Kindern in der Schule vorgelesen und mir mitgeteilt, dass es den Kindern sehr gut gefallen hat und viel gelacht wurde. Das ist mir Lohn genug.
Zur Zeit widme ich mich aber der beruflichen Umorientierung, da ich nach Ablauf des Krankengeldes sicher finanziell auf den Beinen stehen möchte und da ist zur Zeit leider kein Platz mehr für weitere Bücher.
Was bedeutet es für Dich, Kinderbücher zu schreiben und was ist Deine Botschaft an die Zielgruppe?
Mit all den Problemen, ob gesundheitlich oder privat, die ich in letzter Zeit durchlaufen habe, kann ich nur sagen, dass man das Leben nicht allzu ernst nehmen muss. Über vieles kann man in retrospektive lachen, aber dafür muss man da erst einmal durch, auch wenn es sich währenddessen nicht lustig anfühlt. Genauso ist es bei der Berufswahl. Ich habe viele Jahre für einen Beruf studiert, den ich jetzt nicht mehr ausführen kann, das ist bitter. Aber wo ein Weg endet, da starten drei neue. Genauso sollen die Kinder die Bücher aufnehmen, stets neugierig und über den Tellerrand hinausblicken, denn es gibt so viel Interessantes in der weiten Welt da draußen. Wäre mir das alles nicht passiert, hätte ich die Bücher nie geschrieben. Also hat alles auch irgendwo seine guten Seiten.
Herzlichen Dank für die interessanten Antworten, einen Einblick in die Hintergründe Deiner Arbeit sowie in Deine private Situation. Ich wünsche Dir für Deine Umsortierung viel Glück und Erfolg.