James Bond: Not Time to Die
Ab 30. September im Kino
Regie: Cary Joji Fukunaga
Daniel Craig – James Bond
Léa Seydoux – Madeleine Swann
Rami Malek – Lyutsifer Safin
Ralph Fiennes – Mallory/M
Christoph Waltz – Ernst Stavro Blofeld
Ben Wishaw – Q
Naomie Harris – Ms. Moneypenny
Jeffrey Wright – Felix Leite
James Bond (Daniel Craig) hat seine Lizenz zum Töten im Auftrag des britischen Geheimdienstes abgegeben und genießt seinen Ruhestand in Jamaika. Die friedliche Zeit nimmt ein unerwartetes Ende, als sein alter CIA-Kollege Felix Leiter (Jeffrey Wright) auftaucht und ihn um Hilfe bittet. Ein bedeutender Wissenschaftler ist entführt worden und muss so schnell wie möglich gefunden werden. Was als simple Rettungsmission beginnt, erreicht bald einen bedrohlichen Wendepunkt, denn Bond kommt einem geheimnisvollen Gegenspieler auf die Spur, der im Besitz einer brandgefährlichen neuen Technologie ist. (Pressetext)
Vorab die Antwort auf die offensichtliche Frage, ob sich das Warten gelohnt hat?
Ja, wäre da nicht… Aber dazu später mehr
Der neue Bond spielt 5 Jahre nach Spectre und knüpft lose an die Geschehnisse an. Es ist also von Vorteil Spectre (noch einmal) zu schauen, oder sich wenigstens an die wesentlichen Charaktere und das Ende zu erinnern. Die bekannten und beliebten Gesichter sind alle wieder dabei, manche zum letzten Mal und damit meine ich nicht nur Daniel Craig.
Regisseur Fukunaga liefert einen „fast-Standard-Bond“ ab, mit einigen kleinen, aber wesentlichen Abweichungen beim Umgang mit seinen Charakteren und Details. Da ich davon ausgehe, dass alle Leserinnen und Leser die Standards der 24 Bond-Filme davor kennen (Locations, Action, schöne Frauen, schnelle Autos, explosive Gadgets), möchte ich etwas – ohne zu spoilern – auf die Abweichungen eingehen.
Eins muss ich allerdings doch spoilern: Die süditalienische Stadt Matera ist Handlungsort am Anfang des Films und sieht so malerisch aus, dass ich geneigt bin, den nächsten Italienurlaub auf dieses Städtchen auszuweiten.
Drehbuchautoren und Regisseur haben sich sichtlich Mühe gegeben, diesen Film modern wirken zu lassen, was sich nicht auf Nachdrehs bezieht, damit auch wirklich noch das letzte Product placement ja aktuell ist, sondern auf die Schwingungen der Zeit bei Gleichberechtigung, #Me Too und anderen Dingen, die die Jugend von heute wohl angeblich so wichtig finden. Als erstes musste dafür James Bond ein wesentliches Charakterelement herausoperiert werden: Sein Machismus passt nicht mehr. Bye bye Sean Connery!
Und wenn schon alte Zöpfe abgeschnitten werden, dann gleich noch bye bye Roger Moore!
„Keine Zeit zu sterben“ ist der humorloseste Bond aller Zeiten.
Dafür gibt es viele neue Seiten zu entdecken. Noch nie weinte ein Bond-Girl, ups, eine Bond-Woman, so schön, ausgiebig und herzzerreißend wie Léa Seydoux und noch nie hatte ein 007 soviel längere Monologe (mit Inhalt) und noch nie war ein Bond so überraschend.
Das (schwarze) Frauen noch wichtigere Rollen als vorher bekommen haben, ist dabei schon fast im positiven Sinne nebensächlich. Leider nur fast, denn es wirkt etwas zu sehr gewollt. Political Correctness und das Vermeiden von jeglichen Shitstormpotentialen scheint heutzutage das oberste Credo zu sein. Dabei wäre es schön, wenn Frauen und Männer einfach nur immer gleichgestellt wären, ihren Job machen würden und ich überhaupt nicht so einen extra Satz schreiben müsste. Nachdem nun überall „starke Frauen“ als Protagonistinnen auftauchen, hoffe ich auf eine richtige miese Schurkin à la Sophie Marceau hoch zehn im nächsten Film, damit hier auch mal Gleichberechtigung herrscht.
Schön ist allerdings, dass der Oberschurke weder Araber, noch Russe, noch Chinese oder Nazi ist. Nicht so schön, dass Bonds Gegenspieler ein wenig blass bleibt.
Diese kleinen Nuisancen sind aber nicht das „Wäre da nicht…“ von oben.
Es ist der Soundtrack!
Wer zum Teufel hat Hans Zimmer da rangelassen?
Nachdem der ursprünglich verpflichtete Dan Romer wegen kreativer Differenzen das Projekt aufgegeben hat, musste ein Ersatz gefunden werden. Aber gerade Hans Zimmer?
Bah, der Mann legt einen Schmalzsoundteppich über den Film, das man an den Frames kleben bleibt.
Das hat zwar nicht den ganzen Film versaut, aber macht das sonst gelungene Gesamtpaket banaler als es sein müsste. Ein bisschen rettet Billie Eilish mit ihrem sehr traurig interpretierten Titelsong die akustische Abteilung,
Vieles hat sich geändert, manches subtil, manches sehr auffällig. Die 163 Minuten vergehen schnell und sind aufregend gefüllt. Es ist ein guter, moderner und trotzdem polarisierender Bond geworden.
Das Warten hat sich gelohnt!
© Johann Hoffmann, Bilder: Universal Pictures/MGM