Im Berliner Haus der Kulturen der Welt findet derzeit (02.05.-12.05.2013) eine Vorstellung koreanischer Filme, die auf dem Busan International Filmfestival liefen, statt.
Update 11.05.2013: Zu den ersten drei Filmen kamen jetzt noch die zwei traurig brutalen Filme „Ji-Seul“ und „National Security“, die sich beide mit der düsteren Vergangenheit Südkoreas, der Kommunistenhatz, beschäftigen.
„Ji-Seul“ (지슬) bedient sich dabei des stilistisch passenden und doch ungewöhnlichen Mittels des Schwarzweißen.
Die künstlerisch sehr beeindruckenden Bilder, die uns Regisseur Muel O zeigt, stehen nur scheinbar in Widerspruch zu dem bitteren Inhalt des Films. Im April 1948 gibt es auf der Insel Jeju am südlichen Ende Koreas einen Volksaufstand, der von Regierungstruppen niedergeschlagen wird und bei dem 27000 Menschen ihr Leben lassen müssen. Der Film erzählt einerseits von den Bewohnern eines Dorfes, die sich in eine Höhle flüchten und dort hungernd und ohne Hoffnung ausharren und andererseits von Soldaten, die alle angeblichen Kommunisten, in Wahrheit aber unschuldige Zivilisten töten sollen.
Die teilweise fast an Ansel Adams erinnernden ästhetisch hochwertigen bewegten Fotografien zeigen eine schroffe Landschaft oder die Kälte eines winterlichen Dorfs, Musik wird spärlich eingesetzt. Ehrlich gesagt ist der Film fast langweilig – ein starker Kontrast zum Tod, den der Zuschauer nur selten direkt sieht, aber der omnipräsent ist, der in den Köpfen noch viel erschütternder ausgemalt wird, als Bilder zeigen könnten und den das Publikum auch noch lange nach Ende des Films nicht aus den Gedanken bekommt.
Ein erschütternder Film über eine vergessene verdrängte Zeit. Leider hat der Film einen Makel: Es wird Jeju-Dialekt gesprochen und ist damit für nicht zu verstehen (ging auch Koreanern so) und die englischen Untertitel waren bestenfalls mittelmäßig.
Alles was „Ji-Seul“ nur andeutet, zeigt „National Security“ (남영동 1985) in quälender Ausführlichkeit:
Auch wenn „National Security“ (nicht zu verwechseln mit der schlechten amerikanischen Komödie von 2003) hier und da als Gefängnisfilm betitelt wird, möchte ich ihn lieber als das, was er wirklich ist bezeichnen: ein Folterfilm.
Während man als genreliebender Zuschauer bei Torture-Porn Filmen wie „Hostel“ oder „Saw“ durchaus noch ein Lachen ob der Spezialeffekte oder des überbordenden Sadismus hervorbringen kann, bleibt es bei „National Security“ im Halse stecken. Hier ist kein Spaß des Regisseurs am Kitzeln der Nerven der Zuschauer zu entdecken, es ist nackte menschenverachtende Brutalität und es war südkoreanische Realität während der Diktaturzeit in den 1970 und 80er Jahren!
Was hier mit kaum ertragenden Bildern erzählt wird, ist die wahre Leidensgeschichte des späteren Gesundheitsministers Kim Geun-Tae, der im September 1985 verschleppt und für 22 Tage gefangengehalten wurde.
Ziel seiner Peiniger ist ein Geständnis, dass der bekennende Pro-Demokratie Aktivist Mastermind einer von Nordkorea unterstützten kommunistischen Revolte gegen Südkorea ist. Leider erweist sich das erpresste Geständnis als inkonsistent und führt zu noch mehr Gewalt gegen Kim Jong-tae.
Wir Deutschen haben eine miese Vergangenheit, aber die Koreaner müssen sich leider nicht verstecken. Die Militärdiktatur unterschied sich wahrscheinlich nicht wesentlich vom Pinochet-Regime oder der Franco-Herrschaft, wir haben es hier nur nicht wahrgenommen. Die Südkoreaner selbst versuchen anscheinend ihre Vergangenheit zu verdrängen, nur 300.000 Zuschauer haben in Korea „Namyeong Dong 1985“, so der Originaltitel und gleichzeitig Standort des berüchtigten Polizeihauptquartiers in Seoul gesehen. Andererseits ist es kein Film für die Massen und der Drang mit der Vergangenheit abschließen zu wollen ist sehr verständlich.
Trotzdem hoffe ich, dass dieser Film noch weiter gezeigt wird und auch wir ihn hier mal regulär zu sehen bekommen. Schließlich besteht für jede Generation erneut die Gefahr, in ein totalitäres Regime zu rutschen.
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