ab 11. November 2021 im Kino
Regie: Edgar Wright
Anya Taylor-Joy – Sandy
Thomasin McKenzie – Eloise
Matt Smith – Jack
Terence Stamp – Gentleman
Die behütete Eloise (Thomasin McKenzie) und die geheimnisvolle Sandy (Anya Taylor-Joy) suchen beide ihr Glück in London. Die eine im Jahr 2019 als Modedesignerin, die andere in den Swinging Sixties als Sängerin. Eine mysteriöse Verbindung hinweg über Raum und Zeit, eine Fassade des Glamours, die langsam zerbricht – in Edgar Wrights Psychothriller LAST NIGHT IN SOHO ist nichts so, wie es scheint. (Pressetext)

Ich mag es, wenn sich das Genre eines Films mittendrin ändert. Natürlich nur, wenn es geschickt gemacht ist, so wie es häufiger bei guten Koreanischen Filmen der Fall ist – wo aus einem eher locker flockigen Film plötzlich ein düsterer Entführungsthriller wird, oder eine Romanze in Horror umschlägt. Gut, das kann auch im realen Leben nach der Hochzeit passieren, aber hier gehts um „Last Night in Soho“.

Für einen Britisch-Amerikanischen Film ist der Genrewechsel mit einigen Zwischenschritten etwas besonderes und auch besonders gut umgesetzt. Das Edgar Wright bei guten Umsetzungen ein Profi ist, hat er schon in diversen Produktionen gezeigt, mein Favorit davon ist „Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt“ und ganz neu „The Sparks Brothers“, aber Freunde des derben britischen Humors kamen schon bei „Shaun of the Dead“ und „Hot Fuzz“ auf ihre Kosten.

Kritisieren lässt sich vielleicht, dass ein bisschen Function follows Form (konkret Story follows super geilen visuellen Effekten) gilt, was Freunden des filmischen Bauhauses eher weniger gefallen dürfte.

Ich persönlich mag aber CGI und auch normale visuelle/optische Effekte, wenn sie nicht aufgesetzt sind, sondern die Umsetzung eines Films überhaupt erst ermöglichen und die Geschichte erzählen helfen. Hier wurde, wie übrigens neulich erst bei „Candyman„, mit Spiegeln gearbeitet und sehr sehr geschickt zwischen den beiden Hauptdarstellerinnen gewechselt. Ein großes Lob von mir, wie genial das gezaubert wurde.

Die Story ist nicht außergewöhnlich tiefgründig, aber der Umschwung von einem locker leichten Filmanfang über einen kleinen #metoo Zwischenstop zu einem waschechten Horrorfilm macht Spaß. Großartig dabei auch die beiden Hauptaktricen, die – obwohl beide auf gewisse Art Opfer darstellen- weit über dem für das Genre üblichen Niveau spielen und diesen Film für ein breiteres Publikum öffnen.

Als letzten ebenfalls gelungenen Aspekts des Films möchte ich noch die Deglorifizierung der „Swinging Sixties“ bei gleichzeitiger Hommage an die Zeit erwähnen. Beides erfolgt mit nur wenigen filmischen Pinselstrichen und kann je nach persönlichem Background auch unterschiedlich gewichtet werden. Allein die Verpflichtung von Terence Stamp und Diana Rigg zeigt mir aber, dass Wright trotz der mitschwingenden Bitterkeit etwas für die Epoche übrig hat.

© Johann Hoffmann, Bilder: Universal Pictures/Focus Features