Promising Young Woman

Ab19. August 2021 im Kino

Regie: Emerald Fennell

Carey Mulligan – Cassy (Cassandra)
Laverne Cox – Gail
Bo Burnham – Ryan
Alison Brie – Madison
Jennifer Coolidge – Susan
Clancy Brown – Stanley

Sie ist verführerisch, extrem gerissen und ihre Rache wird bittersüß! Von Cassie (Carey Mulligan) hieß es immer, sie sei eine vielversprechende junge Frau. Aber jetzt findet man sie immer öfter abends, vermeintlich betrunken, in einer Bar. Welcher Mann erwartet da noch etwas von ihr – außer leichte Beute zu sein? Ein fataler Irrtum … (Pressetext)

Carey Mulligan (left) stars as "Cassandra" and Sam Richardson (right) stars as "Paul“ in director Emerald Fennell’s PROMISING YOUNG WOMAN, a Focus Features release.   Credit : Merie Weismiller Wallace / Focus Features

Ein wichtiger Grund, warum ich koreanische Filme besonders aus den späten Nullerjahren so gern sehe, ist die Fähigkeit der dortigen Filmemacher zwei eigentlich nicht passende Genres geschickt miteinander zu verknüpfen. In Hollywood gibt es das erheblich seltener. Während Action und Komödie gern gemischt wird und Romantische Komödie eigentlich schon gar nicht mehr als Kombination von zwei Genres gilt, ist der Romantische Thriller oder die Thrillerkomödie die Ausnahme.

Carey Mulligan stars as "Cassandra" in director Emerald Fennell’s PROMISING YOUNG WOMAN, a Focus Features release.   Credit: Courtesy of Focus Features

Fennell schafft es mit ihrem Erstlingswerk jedoch, einen präzisen Blick auf eine sexistische Welt zu werfen, aber gleichzeitig einen Thriller mit urkomischen Situationen verpackt in eine Romanze zu entwickeln.
Es klingt, als würde das schiefgehen müssen, meine Gefühle im Film waren anfänglich auch genauso ambivalent, wie die Protagonistin als solche. Aber es funktioniert.

Carey Mulligan (left) stars as "Cassandra" and Bo Burnham (right) stars as "Ryan“ in director Emerald Fennell’s PROMISING YOUNG WOMAN, a Focus Features release.   Credit: Justin Lubin / Focus Features

Die Geschichte wird witzig entfaltet, gleichzeitig bleibt einem beim Schauen das Lachen im Halse stecken.
Sind Männer wirklich alle solche Arschlöcher? Der Film sagt ja und bietet Beispiel auf Beispiel. Trotzdessen hatte ich nie das Gefühl, dass billig auf der MeToo Welle geritten wird. Jeder Zuschauer wird Situationen oder Personen wiedererkennen, muss sich aber nicht angesprochen fühlen, oder doch?

Carey Mulligan stars as "Cassandra" in director Emerald Fennell’s PROMISING YOUNG WOMAN, a Focus Features release.   Credit: Courtesy of Focus Features

Carey Mulligan trägt diesen Film mit ihrer zwischentonreichen Performance bis zum unerbittlichen Finale, mein einziger Kritikpunkt ist Bo Burnham, der als Komiker vielleicht sehr gut ist, aber als Love Interest eher hölzern herüberkommt.

Carey Mulligan stars as "Cassandra" in director Emerald Fennell’s PROMISING YOUNG WOMAN, a Focus Features release.   Credit: Courtesy of Focus Features

Fazit: Ein fieser kleiner Oscar Kandidat mit durchgängig miesen Kerlen und ohne riesen Tam Tam, von hinten durch die Brust ins Herz.

©Johann Hoffmann Fotos: Universal/Focus Features

Fast & Furious 9

ab 15.Juli 2021 im Kino

Regie: Justin Lin

Vin Diesel – Dom Toretto
Michelle Rodríguez – Letty
Tyrese Gibson – Roman
Chris „Ludacris“ Bridges – Tej
Jordana Brewster – Mia
Sung Kang – Han
John Cena – Jakob
Helen Mirren – Queenie
Kurt Russel – Mr.Nobody
Charlize Theron – Cipher

Egal, wie schnell du bist, die Vergangenheit wird dich immer einholen.

Zu Beginn seines neuen Abenteuers ist Dom Toretto (Vin Diesel) abgetaucht und genießt mit Letty und seinem Sohn Brian das ruhige Leben auf dem Land. Doch Dom und Letty wissen sehr genau: Ihr friedliches Idyll ist ständig in Gefahr. Diesmal ist Dom durch eine neue Bedrohung gezwungen, sich seiner Vergangenheit zu stellen, wenn er die Menschen, die er am meisten liebt, beschützen will. Und so bringt er noch einmal seine Crewzusammen, um eine weltweite, extrem gefährliche Verschwörung zu stoppen, deren Anführer der skrupelloseste Auftragskiller ist, dem sie bisher begegnet sind. Und das ist noch nicht alles: Es handelt sich dabei um Doms verloren geglaubten Bruder Jakob.

Für Fast & Furious gibt es 3 Aufzählungen, die gleichermaßen gelten:
Trash – Trashiger – Fast&Furious9 ,
Absurd – Absurder – Fast&Furious9 und
Geil – Geiler – Fast&Furious9

Selten habe ich mich in einem Film, den man mit Fug und Recht als größten Scheiß bezeichnen könnte, mehr amüsiert, als bei Fast & Furious 9.
(Fast) Alle Filme der Reihe haben auf ihre Weise Spaß gemacht und mit jedem weiteren Sequel wurde die Messlatte für Action weiter in nach oben gelegt (und die für Glaubwürdigkeit nach unten).
Nach jedem Teil habe ich gedacht, jetzt hören sie auf, es kann nicht noch mehr geben, aber ich wurde eines besseren belehrt. Die Macher strotzen offensichtlich vor Ideen und durften sich so richtig austoben.

Für F&F9 musste ich einen bekannten Spruch abwandeln: „ist der Wahnsinn etabliert, dreht man gänzlich ungeniert.“ Das ist als Kompliment aufzufassen, wo sonst Sequels inhaltlich eher zahm sind, wird hier aus dem Vollen geschöpft.

„Das ist doch alles Quark. – Egal, gib mir mehr davon!“ Passt wahrscheinlich für die Drehbuchautoren genauso wie für den staunenden Zuschauer.
Das ist Popcornkino vom allerfeinsten.

Was für ein Hammer von Film!

©Johann Hoffmann, Fotos: Universal

Yes, God, Yes – Böse Mädchen beichten nicht

Yes, God, Yes
ab 18. Januar 2021 bei Amazon Prime Video
ab 5. Februar 2021 als DVD, Blu-ray und digital zum Leihen

Natalia Dyer – Alice
Alisha Boe – Nina
Francesca Reale – Laura
Wolfgang Novogratz – Chris
Timothy Simons – Vater Murphy
Susan Blackwell – Gina

Als Teenager hat man es nicht leicht. Schon gar nicht, wenn man wie Alice (Natalia Dyer) in einem streng katholischen Haushalt im ländlichen Teil der USA aufwächst. In der Schule wird ihr beigebracht, dass Sex vor der Ehe eine Sünde ist und auch Masturbation auf direktem Weg in die Hölle führt. Alice kommt ins Grübeln: Nicht nur, weil sie sich die Sexszene aus „Titanic“ immer wieder gerne ansieht, auch beim Onlinechat lässt sie sich zu unkeuschen Handlungen hinreißen – was stimmt nur nicht mit ihr? Vier Tage in einem Kirchenlager sollen Alice wieder auf den rechten Weg bringen. Gruppenbeichten, Bibelstunden und Gebete stehen auf der Tagesordnung. Doch wie soll Alice sich hier auf ihre christlichen Werte besinnen, wenn der süße Footballstar Chris ihr ständig über den Weg läuft? (Pressetext)

Jeder kennt diese kleinen Filme, die es verdient hätten, im Kino zu laufen, dann aber doch nur auf Arte um 23:45 zu sehen sind. Noch tragischer hat es „Yes, God, Yes“ erwischt. Eigentlich sollte diese Perle auf der großen Leinwand zu sehen sein, doch dann kam mit der nicht enden wollenden Pandemie alles anders.

Wenigstens hat sich der Verleih entschieden, den Film auf DVD und Amazon Prime Video rauszubringen, was uns in die glückliche Lage versetzt, eine DVD an die treue Leserschaft verlosen zu können, aber dazu unten mehr.

Yes, God, Yes kommt im leichten Gewand einer Coming-of-Age-Komödie daher, ist auch eine und trotzdem mehr. Als ich den Film geschaut habe, war Trump noch im Amt und mehr als einmal dachte ich, kein Wunder. Es ist also eine Gesellschaftsbeobachtung und -kritik, die sanft und leichtfüßig von einer überaus charmant spielenden Dyer präsentiert wird und nebenbei noch ein bisschen fortgeschrittenes Wissen über Sexualpraktiken vermittelt. (Ich kannte wie die Protagonistin die Formulierung „Toss the salad“ nicht, was in der deutschen Version zu „die Sahne geschlagen“ wird, was mir ebenfalls nichts sagte.)

Yes, God, Yes ist das Langfilmdebüt der Regisseurin, die damit einen eigenen Kurzfilm von 2017 noch einmal verfilmt hat. Obwohl es ein kleiner Film ist, lohnt sich das Ansehen, denn die Beteiligten schaffen es, Stimmungen realistisch einzufangen und die Absurdität mancher (religiöser) Situationen ohne Hähme zu zeigen.

In der grauen Jahreszeit und bei den auch in 2021 noch herrschenden Umständen, ist es besonders schön, für eine(n) glückliche(n) Leser(in) ein kleines Trostpflaster zur Verfügung stellen zu können. Wir verlosen 1 DVD des Films! Beantwortet einfach folgende Frage:

Mit welcher Rolle wurde die Hauptdarstellerin Natalia Dyer berühmt?

Schickt die Lösung an info @ schwarzlicht . tv mit dem Betreff „Yes, God, Yes“ und mit etwas Glück landet schon bald die DVD in Eurem Briefkasten.
Einsendeschluß ist der 7.2.2021 und wie immer ist der Rechtsweg ausgeschlossen.
Die Daten werden nur kurzzeitig für das Gewinnspiel gespeichert und für den Versand der DVD genutzt.

Viel Glück und allen, die diesmal nicht gewinnen, die Empfehlung, den Film auf Amazon Prime Video anzusehen.

Weihnachtsverlosung

Weihnachten steht bald vor der Tür. Was gibt es schöneres, als sich bereits jetzt auf die besinnlichen Tagen einzustimmen. Mit den romantischen Weihnachtsfilmen Mein Weihnachtsprinz – Die Liebe meines Lebens und Mein Weihnachtsprinz – Die Königliche Hochzeit gelingt dies bestimmt. Aus diesem Grund verlosen wir ein Set, bestehend aus beiden Filmen auf DVD.

Wer das Filmpaket gewinnen will, beantwortet bis zum 13.11.2020 die folgende Frage richtig:

Wie heißt die persönliche Assistentin des Prinzen?

Schickt die Antwort an: info(at)schwarzlicht.tv
Der Rechtsweg ist wie immer ausgeschlossen, wir drücken die Daumen!

Die erhobenen Daten (Name, Anschrift, e-Mail) werden ausschließlich für das Gewinnspiel gespeichert.

Freikarten: The Mortuary – Jeder Tod hat eine Geschichte

1 x 2 Freikarten zu verlosen!

The Mortuary Collection
ab 22. Oktober 2020 im Kino

Regie: Ryan Spindell

Clancy Brown – Montgomery Dark
Caitlin Fisher – Sam
Jacob Elordi – Jake

Wer in Raven’s End stirbt, landet auf dem Tisch von Leichenbestatter Montgomery Dark (Clancy Brown). Niemand kennt die Toten und ihre Geheimnisse besser als er. Von der Grabrede über die letzte Salbung bis hin zur Verbrennung im hauseigenen Krematorium: Die Verstorbenen sind bei ihm in besten Händen. Als sich die furchtlose Sam (Caitlin Fisher) bei ihm um eine Stelle bewirbt, ist er beeindruckt von ihrer Faszination für das Morbide. Doch je tiefer er die junge Frau in die dunklen Katakomben seines Anwesens führt, desto klarer wird ihr, dass man die Toten besser ruhen lässt. (Pressetext)

Es ist ein bisschen riskant, mir eine Rezension von einem Horrorfilm anzuvertrauen. Als abgebrühter aber auch ermüdeter Horrorfilmseher sind mir die meisten Filme entweder zu seicht (ich sage immer Jack Black Gruselchen) oder zu brutal. Und wenn mittendrin, dann sehe ich nur frühere Filme, von denen abgekupfert wurde.
Der Grusel von „The Mortuary“ ist fast jugendgeeignet, denn auch wenn einige Szenen ziemlich heftig ausfallen, hält sich der Film so zurück, dass es hier in Deutschland eine FSK 16 Einstufung geben wird. Die Effekte sind schön gemacht, eine „gefleischwolfte“ Hand oder ein explodierender Penis bleiben dem einen oder anderen vielleicht auch in der Nacht nach dem Film noch erhalten. Gut so.
Damit fällt er schon mal in die für mich angenehme Kategorie „mittendrin“ mit einem Hang zu „Jack Black“.

Aber gerade weil es eine Anthologie ist, also mehrere Episoden in einem Langfilm vereint sind, gibt es verdammt viele Ähnlichkeiten zu anderen Filmen: „Geschichten aus der Gruft“ von damals, „Scary Stories to tell in the dark“ noch ziemlich aktuell, aber auch „ES“ und „Dark Shadows“.
Damit würde ich den Film eigentlich in eine Ecke schieben wollen, wäre nicht einige wirklich schön gemachte Dinge im Film.

So ist die „Babysitter Morde“ Geschichte perfekt inszeniert. Es ist wirklich ein Highlight wie die Verbindung von Horror-Klassiker und diesem Film hergestellt wurde. Aber auch die anderen Geschichten glänzen mit kleinen aber feinen Einfällen. Manches wiederum ist vorhersehbar und naja, dem Genre geschuldet. Aber das Zielpublikum wird auch noch nicht so viele Horror- oder Mysteryfilme gesehen haben, wie ich.

Während die Begleitmusik genretypisch ist, gefallen mir die zu den jeweiligen Einzelgeschichten gehörenden Songs richtig. Sie passen zur Zeit in der sie spielen, oder besser gesagt, zu der Inszenierung des jeweiligen Geschichte, denn eine richtige zeitliche Einordnung vermeidet der Film. Ich habe sogar versucht, einige Songs zu shazamen, bis ich beim Abspann herausgefunden habe, dass die Mondo Boys den kompletten Score und alle Songs zu verantworten haben.


Ich bin also insgesamt zufrieden mit dem Film, sags aber so deutlich wie ich es empfunden habe: Hartgesottene werden diesen Film als zu lasch empfinden. Es ist ein Film für den angenehmen Grusel.

Und damit Ihr Euch selbst ein Bild machen könnt, gibts mal wieder Freikarten!

Bis zum 23.10. eine Mail an info ( at ) schwarzlicht . tv gesandt, mit dem Betreff „The Mortuary“ und mir noch schnell den Lieblingsgrusel- oder Horrorfilm zur Adresse in den Text gepackt, damit ich weiss, dass Ihr es ernst meint und dann gibts für eine glückliche Gewinnerin oder einen glücklichen Gewinner 1×2 Freikarten!
(Vielen Dank an Capelight, die uns die Freikarten zur Verfügung gestellt haben und sich vor allem trauen, in diesen miesen Zeiten einen Film ins Kino zu bringen.)

Freikarten „Follow Me“ und mehr

Das war ja umwerfend!
Mit so einer großen Reaktion auf unsere 2 x 2 Freikarten haben wir nicht gerechnet.
Ihr wollt also wieder ins Kino gehen.
Gut so!

Wenn Ihr nicht Marlies F. aus Essen oder Bertram S. aus Erfurt seid, könnt Ihr gern trotzdem ins Kino gehen und die Filmindustrie mit dem Kauf von Tickets unterstützen, damit auch weiterhin Filme dafür produziert werden können, wo sie hingehören, nämlich ins Kino.

Dafür bietet sich aktuell zum Beispiel TENET an, der zwar nicht der großartigste Nolan-Film aller Zeiten ist, aber dennoch sehr gut als krachender Wiedereinstieg ins Kinoleben taugt.

Für die Ängstlichen oder Gefährdeten, die das Heimkino weiterhin bevorzugen, gibt es als Empfehlung ab heute „Mulan“ auf Disney+.
Auch hier gilt: NIcht der beste Disney Film aller Zeiten, aber ein überraschend guter Film über Emanzipation und Edelmut aus einer exotischen Welt.

TENET

ab 26. August 2020 im Kino

Regie: Christopher Nolan

John David Washington – Der Protagonist
Robert Pattinson – Neil
Elizabeth Debicki – Kat
Kenneth Branagh – Andrei Sator
Michael Caine – Michael Crosby
Dimple Kapadia – Priya

Um die gesamte Welt vor dem Untergang zu bewahren, steht dem Protagonisten nur ein einziges Wort zur Verfügung: TENET.
Seine Mission führt ihn in eine zwielichtige Welt der internationalen Spionage, in der die Gesetze der Zeit nicht zu gelten scheinen. Zeitreisen? Nein. Inversion. (Pressetext)

Ein Christopher Nolan Film wird immer mit Spannung erwartet und bislang schaffte es Nolan auch immer, uns. sein Publikum zu begeistern („nicht zu enttäuschen“ wäre einfach zu niedrig gegriffen.) Das liegt an der unglaublichen visuellen Wucht, die uns von der Leinwand entgegen geworfen wird, einer neuen, neuartigen oder auf besondere Weise erzählten Story und dem großem Aufgebot an bekannten Schauspielern.

TENET mach in den ersten zwei Punlten keine Ausnahme. Gefühlt jede zweite Szene ist entweder an sich bombastisch oder einfach vom Effekt unglaublich.
„Wow, wie hat er das denn nun wieder gemacht“ war ein noch häufigerer Gedanke in meinem Kopf, als „Häh, wie löst sich denn das bis zum Schluss des Films noch auf?“

Bei diesem Film ist die Gefahr zu groß, zu spoilern und ehrlich gesagt möchte ich den Zuschauer auch diesen großen und großartigen Eindruck unvorbereitet aufs Gehirn treffen lassen. Davon lebt TENET.
Die verzwickte Story wird für manchen sehr kompliziert sein, aber das ist gut so, denn vielleicht geht der eine oder andere dann noch ein zweites Mal ins Kino und fördert damit ein kleines bisschen die gebeutelte Industrie.

Für mich gibt es eigentlich nur einen kleinen Wermutstropfen: Der Hauptdarsteller, John David Washington, im Film einfach nur der Protagonist genannt, ist etwas blass
Er füllt den Raum (noch) nicht wie sein Vater Denzel Washington, Samuel L. Jackson oder Christian Bale, mit dem Nolan z.B. in den Batman Filmen zusammengearbeitet hat.
Vielleicht ist seine Darstellung aber auch von Nolan so gewünscht, denn der ganze Film ist emotional unterkühlt, passend vielleicht zur Welt der Spionage.

TENET ist ein großes Feuerwerk an viesuellen Reizen und damit perfekt geeignet, den entscheidenden Funken zu sprühen, um die Kinos wieder zu füllen. Ich empfinde es wichtig, dass weiterhin oder endlich wieder große Filme gemacht werden, deshalb gibt es von mir auch die ernste Aufforderung an alle Leser: Gehen Sie ins Kino!

© Johann Hoffmann Bilder: Warner Bros.

Follow Me

ab 20. August 2020 im Kino

Regie: Will Wernick

Keegan Allen – Cole
Holland Roden – Erin
Ronen Rubinstein – Alexei
Denzel Whitaker – Thomas

Der Social-Media-Star Cole (Keegan Allen) filmt für seinen erfolgreichen Vlog alles, was er erlebt. Seit zehn Jahren liefert er seinen Followern ständig neuen, spannenden Content und schreckt dabei vor keiner noch so extremen Challenge zurück. Zum Jubiläum seines Kanals reist er mit seiner Freundin Erin (Holland Roden) und ein paar Freunden nach Moskau, um dort an einem mysteriösen Spiel teilzunehmen: Ein berüchtigter, hyperrealistischer Escape-Room soll die Gruppe an ihre Grenzen bringen. Doch was als morbides Spiel beginnt, wird bald zum Kampf ums nackte Überleben – den Millionen Fans im Livestream mitverfolgen … (Pressetext)

Nach langer, langer, unfreiwilliger Kinoabstinenz, kann ich mich endlich mit einem Film und sogar, juhu, einer Verlosung, zurückmelden! Dazu unten mehr.

„Follow me“ ist ein fieser Horrorthriller, der ganz klischeehaft beginnt: eine Gruppe von Freunden rum um den mutigen, etwas arroganten und selbsverliebten Abenteurer Cole, den nichts schrecken kann, wird zum ebenfalls komplett klischeehaft neureichen Russen eingeladen, um in Moskau zu feiern und Nervenkitzel zu verspüren.

Auch die restliche Einleitung wirkt mit den vorkommenden Statisten und Orten nicht gerade erfrischend neu, aber dann geht’s los. Jetzt beginnt für die Helden das Martyrium und mich die Schnitzeljagd der Erinnerungen. An welchem Film orientiert sich „Follow me“ jetzt? „Saw“, oder doch am Vorgänger „Escape Room“ von 2017? Interessant ist, dass Autor und Regisseur Will Wenick beider Filme hier mit einem ähnlichen Thema wieder zugeschlagen hat. „Cube“ können wir jedenfalls außen vor lassen, dafür musste ich kurzzeitig an „Open Windows“ mit Eijah Wood denken. Aber bei welchem bitterbösen Klassiker dieser Film wirklich Anleihen genommen hat, verrate ich nicht 😉

Irgendwann dreht der Film leicht, die Kritik an der ständigen Selbstinszenierung und am Online-Gaffen wird deutlicher und könnte der Zielgruppe der jugendlichen Socialmediadauernutzer einen Spiegel vorhalten. Wäre da nicht die mittelmäßige Performance des Hauptdarstellers und die Blässe der Nebendarsteller, die warum doch gleich gerettet werden sollen?
Außerdem ist schade, dass der Film seinem Titel nicht kontinuierlich in der Kamera treu bleibt.
Die meiste Zeit wird die Geschichte konventionell erzählt. Die Handys und Überwachungskameras sind nur am Anfang wichtig. Dafür sprechen Russen wirklich Russisch und wir Zuschauer sind genauso verloren wie die Protagonisten…

Erst im letzten Drittel fing der Film an, Spaß zu machen, dann wird der Influencer zum Mensch und bekommt Charakter. Echte Freunde sind halt doch wichtiger als Likes und Follower. Dafür geht der Held Risiken ein und gibt alles.

„Follow me“ bietet Freunden des Genres, die es aber nicht zu hart mögen (also spätestens nach „Saw“ ausgestiegen sind) durchaus Nervenkitzel und Gänsehaut. Für mich reicht es trotz des Twists nicht über Mittelmaß hinaus, aber ich bin ja auch über 20 Jahre Fantasy Filmfest geschädigt.

+++Verlosung! +++Kostenlose Tickets+++ Verlosung+++

Für normale Menschen, genauer zwei davon, gibt es die Chance, den Film auf Kosten von Capelight im Kino zu sehen und noch jeweils einen realen Freund mitzunehmen.

Wer also zwei Tickets für den Film „Follow Me“ gewinnen möchte, schreibe bitte eine Mail an
info ät schwarzlicht. tv

Im Betreff sollte „Follow me“ stehen und im Text Eure Adresse.
Die Daten werden sofort nach Ende des Gewinnspiels am 25.8.2020 nach Ziehung der Gewinner gelöscht und für nichts als den Versand der Freikarten genutzt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Und auch alle anderen, die diesmal nichts gewonnen haben, sollten unbedingt mal wieder ins Kino gehen! Helft der Filmwirtschaft, helft den Kinos!

© Johann Hoffmann Bilder: Capelight

Ip Man 4: The Finale

ab 5. März 2020 im Kino

Regie: Wilson Yip

Donnie Yen – Ip Man
Wu Yue – Wan Zong Hua
Scott Adkins – Barton Geddes
Danny Chan – Bruce Lee
Vanness Wu – Sergeant Hartman
Chris Collins – Colin Frater
Vanda Margraf – Wan Yonah

Der legendäre Ip Man kommt nach San Francisco, um eine Schule für
seinen Sohn zu fi nden und seinem Schüler Bruce Lee beim Aufbau eines Wing
Chun-Trainingscenters zu unterstützen. Seine ungewöhnlichen Lehrmethoden
sorgen für Anfeindungen von chinesischen und westlichen Martial Arts-Kämpfern.
Besonders brutal geht dabei Barton vor, ein amerikanischer Marineoffi –
zier, der die Auseinandersetzungen auf einen unausweichlichen Clash der
Kampfkunst-Disziplinen zuspitzt: Welche Martial Arts-Form ist die überlegene?
Welche Nation kann den Sieg davontragen?
(Pressetext)

Endlich der letzte Teil der Serie um den berühmten Kampfkünstler.
Ja, ich muss „endlich“ schreiben, denn es reicht.
Die Kampfszenen sind ohne Frage perfekt choreografiert und geben schon ansatzweise das Gefühl von Realismus, aber leider nur diese.
Der Rest ist so verdammt einfach schwarz-weiß gestrickt, dass es wehtut.

Dabei geht es gar nicht um die bösen (weißen) Gegner, die ihre Kampftechniken für überlegen halten, sondern darum, dass alle Amerikaner fiese rassistische und disktriminierende Mistkerle sind. Und ich bin der letzte, der „die Amis“ in Schutz nehmen will, denn viele waren zu der Zeit sicherlich fiese rassistische und diskriminierende Mistkerle und der Umgang mit Minderheiten (bis heute) niederträchtig. Ich sitze nur im Kino und komme gar nicht umhin zu denken, dass es sich um billige Propaganda gegen die USA handelt und damit eine Abneigung zu entwickeln.

Überhaupt habe ich mich während des Films häufiger an Hollywood erinnert gefühlt: Die Musik ist zum Beispiel viel zu dick aufgetragen und schmalzt ständig durch die Szenen. (Gut, Kenji Kawai ist mir schon seit Avalon (2001) genau so in Erinnerung und hat ja auch die Klangsuppe der anderen Ip Man Filme zu verantworten.)

Die Story ist so simpel, dass sich selbst Computerspiele dafür schämen würden, wie der Held von Level zu Level geschickt wird. Und die Bösen sind passenderweise auch in der heutigen Zeit die Lieblingsfeinde Chinas, nämlich Japaner und Amerikaner.

Lichtblicke gibt es natürlich auch. Obwohl sich alles an wenigen Orten abspielt, wird die Zeit der sechziger Jahre gut eingefangen und die kleine Teenagerchinesin Wan ist versöhnlich, weil sie lieber westliche Cheerleaderin als östliche Tai-chi Expertin sein möchte.

Und natürlich immer wieder die Kampfszenen… Wer alles andere ausblendet, wird allein dafür schon den Film genießen können.

© Johann Hoffmann, Fotos: KochFilms

The Lodge

  • The Lodge
  • ab 6. Februar 2020 im Kino

Regie: Veronika Franz & Severin Fiala

Richard – Richard Armitage
Mia – Lia McHugh
Aidan – Jaeden Martell
Grace – Riley Keough

Der Journalist Richard beschließt, die Weihnachtsferien mit seinen beiden Kindern Mia und Aidan sowie seiner neuen Freundin Grace in seiner gemütlichen, verschneiten Waldhütte in den Bergen zu verbringen. Doch seine Kinder sind davon alles andere als begeistert: Sie trauen ihrer „zukünftigen Stiefmutter“ nicht über den Weg – und lassen sie das auch bei jeder Gelegenheit spüren. Als Richard beruflich für ein paar Tage in die Stadt fahren muss und seine Familie alleine in den Bergen zurücklässt, passieren jeden Tag neue, unheimliche Ereignisse, die Mia und Aidan in ihrer Meinung bestärken, dass mit Grace irgendetwas nicht stimmt. Und als die Geschwister dann auch noch äußerst grausamen Details aus Graces Kindheit auf die Spur kommen, beginnt ein zunehmend eskalierendes Katz-und-Maus-Spiel, das die Drei an die Grenzen des Wahnsinns – und hindurch – führt… (Pressetext)

Nach dem Selbstmord seiner Frau will Journalist Richard (Richard Armitage) mit seinen Kindern Mia (Lia McHugh) und Aidan (Jaeden Martell) das traumatische Erlebnis in den Weihnachtsferien einer verschneiten Waldhütte in den Bergen vergessen. Aidan reagiert verärgert darüber, als er erfährt, dass Grace (Riley Keough), die neue Freundin seines Vaters, die er bald heiraten will, begleiten soll.

Währenddessen versucht Mia ihren Kummer in der Gesellschaft ihrer Puppe zu verarbeiten. Die Kinder finden heraus, dass Grace die einzige Überlebende eines Massensuizids einer christlichen Sekte ist, als sie ihr Bild in einem Zeitungsbericht entdecken. Verängstigt über Videos, die sie über die Sekte im Internet sehen, trauen sie ihrer künftigen Stiefmutter nicht über den Weg. Zur Liebe ihres Vaters willigen sie dennoch Graces Teilnahme an dem Trip ein.

Schon das erste Aufeinandertreffen im Auto verläuft eisig. Skeptisch beäugt Aidan Grace, während die malerische Landschaft an ihnen vorbeizieht. Kaum in der Hütte angekommen sorgt das Tischgebet der Kinder bei Grace für Unbehagen. Während des nächsten Morgens kommt es in der Winterlandschaft fast zu einem Unglück. Das plötzlich einbrechende Eis, von dem Grace verschluckt zu drohen scheint, könnte das „Problem“ der Kinder lösen, schweißt das Paar jedoch nur noch mehr zusammen. Als Richard für einen Auftrag die Kinder in der Obhut von Grace alleine lässt, versucht diese, das Vertrauen der Kinder zu gewinnen. Doch ein Video der Kinder mit ihrer Mutter macht ihr schnell deutlich, dass sie nie deren Platz einnehmen wird.

Die Temperaturen sinken im Haus und Grace und die Kinder müssen näher zusammenrücken. Draußen tobt ein Schneesturm, der sie von der Außenwelt abschneidet. Mit Horrorfilmen vertreiben sie sich die Zeit, nichtsahnend, dass sie sich selbst mitten in einem ähnlichen Szenario befinden. Graces mentale Verfassung verschlimmert sich zusehends und sie droht die Kinder mit in ihren ganz privaten Abgrund zu ziehen.

Der Film nutzt überwiegend dunkle Bilder, in denen Details nur schwer zu erkennen sind. Kamerafahrten durch ein scheinbar leeres Haus vermitteln ein mulmiges Gefühl. Leider läßt die Auflösung dieser Szenen zu lange auf sich warten und ist dann auch ziemlich unbefriedigend. Close-ups auf besorgt dreinblickende Gesichter lassen den Zuschauer an der zerrissen Gefühlswelt der Charaktere teilhaben. Das Schlittschuhlaufen der Kinder liefert einen kurzen Moment der Ausgelassenheit. Bibelverse, die von der Stimme von Graces Vater aus dem Off und den Kindern zelebriert werden, untermalen das unheimliche Szenario.

Fazit: „The Lodge“ ist mehr Psychodrama als Horror, auch wenn Elemente des Genres erkennbar sind. Ohne große Schockmomente wird der Zusammenbruch von Grace eher langsam in Szene gesetzt. Die österreichischen Filmemacher konnten ihren gemächlichen Film überraschenderweise als Eröffnungsfilm des Fantasy Filmfests 2019 platzieren.
Zusammen mit einem zweiten Film des Festivals „Little Joe“, der gerade ins Kino gekommen ist, hat Österreich einen starken Start ins Genrefilmjahr. Ist die Zeit der schnellen Schnitte damit vorläufig vorbei? Wenn die dortigen Filmemacher es schaffen, interessante Storys zu ihren ruhigen, schönen Kamerafahrten zu liefern, könnte in Zentraleuropa ein interessanter Kontrapunkt zu Hollywood im Genre gesetzt werden.

© Sandy Kolbuch & Johann Hoffmann, Foto: SquareOne Entertainment

Mehr lesen