Scream (2022) aka Scream 5

ab 13. Januar 2022 im Kino

Regie: Matt Bettinelli-Olpin, Tyler Gillett

Neve Campbell – Sidney Prescott
Courteney Cox – Gale Riley
David Arquette – Dewey Riley
Jenna Ortega – Tara Carpenter
Melissa Barrera – Sam Carpenter
Jack Quaid – Richie Kirsch

Niemand ist sicher in Woodsboro … und jeder verdächtig! 25 Jahre nachdem eine Serie brutaler Morde das eigentlich ruhige Städtchen Woodsboro erschütterte, gibt es einen neuen Ghostface-Killer, der eine Gruppe von Teenagern ins Visier nimmt, um die tödlichen Geheimnisse der Stadt wieder aufleben zu lassen. Doch mit Neve Campbell, Courteney Cox und David Arquette stehen bekannte Gesichter des Horror-Franchise unter der Regie von Matt Bettinelli-Olpin und Tyler Gillett bereit, um Ghostface die Stirn zu bieten. Ob sie die Regeln noch kennen, um in einem Horrorfilm zu überleben? (Pressetext)

Oh verdammt. 25 Jahre ist es her! 25 Jahre. Shout outs zum Fantasyfilmfest! Das wir alle älter geworden sind, ist eine Binsenweisheit. Das wir reifer geworden sind, eine Hoffnung. Kann denn ein fünfter Aufguß eines selbst schon nicht originären Films (Helloween lässt grüßen) unseren Herzschlag noch mal bei ein paar Jumpscares stocken lassen?

Klar, wenn ich die Frage schon so stelle, muss ein lautes Ja folgen, aber Obacht, bei Scream gibt es immer unerwartete Wendungen, vielleicht auch in dieser Filmkritik? Nur so viel: Wes Craven ist unerreicht, aber seine Nachfolger füllen die Fußstapfen ordentlich aus und bieten nicht nur solides Handwerk, sondern eine frische Sicht auf das Franchise mit einer ordentlichen Portion Humor und dem Wissen, hartgesottene Fans zufrieden stellen zu müssen.

Dafür wird auf Teile des ursprünglichen Cast zurück gegriffen, was gut ist, denn auch die drei sind 25 Jahre älter und damit auf Augenhöhe mit dem Hauptteil des Zielpublikums. Für die nächste Generation, die möglicherweise sogar freiwillig mit den Eltern gemeinsam in diesen Film geht, wurden frische Gesichter gefunden, die teils sehr gut spielen (die beiden Carpenter Mädchen) und teilweise nur nettes Beiwerk sind.

Überhaupt ist hier viel Fanservice dabei, wenn auch auf ganz andere Art als zum Beispiel bei Ghostbusters: Legacy. Die Regisseure gehen in ihrer Doppelrolle als Fans und als Dienstleister für Fans auf und servieren die typischen Nerdfragen teils ausgesprochen, teils bildlich in den Szenen.

Ganz herrlich übrigens eine Szene am Kühlschrank, wo die Kamera verdächtig nahe beim Protagonisten = nächsten Opfer? ist. Jeder, der schon mindestens einen Horrorfilm in seinem Leben gesehen hat, wird an dieser Stelle lachen müssen und sich über das Spielen mit dem Genre freuen.

„Scream 5“ schafft es mit nahezu allem, so nah an der Qualität des Originals zu sein, dass ich sagen möchte, das stolze Weglassen der 5 ist berechtigt, denn nach 25 Jahren ist die Welt reif für einen, nein, den neuen „Scream“!

© Johann Hoffmann, Bilder: Paramount Pictures

The King’s Man: The Beginning

ab 06. Januar 2022 im Kino

Regie: Matthew Vaughn

Ralph Fiennes – Orlando Oxford
Gemma Arterton – Polly
Rhys Ifans – Rasputin
Tom Hollander – Diverse Rollen 😉
Daniel Brühl – Erik Jan Hanussen
Harris Dickinson – Conrad Oxford
Djimon Hounsou – Shola
August Diehl – Vladimir

Die schlimmsten Tyrannen und kriminellen Masterminds der Menschheitsgeschichte schmieden gemeinsam den Plan, mit einem Krieg Millionen Menschen weltweit auszulöschen. Nur ein Mann kann sich ihnen in einem Wettlauf gegen die Zeit stellen. Erleben Sie die atemberaubende Entstehungsgeschichte des allerersten unabhängigen Geheimdienstes. Sie sind smart, stilvoll und beherrschen jeden noch so ausgefallenen Trick. (Pressetext)

Dieses neue King’s Man Spektakel ist noch wilder als die ersten beiden Filme. Diesmal allerdings nicht wegen des Humors, sondern aufgrund der, ähm, sehr großzügigen Interpretation der Geschichte Anfang des letzten Jahrhunderts. Also die Zeit um den ersten Weltkrieg.

Harris Dickinson as Conrad and Ralph Fiennes as Oxford in 20th Century Studios’ THE KING’S MAN. Photo credit: Peter Mountain. © 2020 Twentieth Century Fox Film Corporation. All Rights Reserved.

Wer ist dafür verantwortlich und wer stellt sich dagegen? Was haben Rasputin und Lenin gemeinsam? Welcher Regent ist ein guter und dürfen Frauen mehr als den Tee servieren?

Ein buntes Sammelsurium zu einem großen Spannungsbogen mit einem leicht überraschenden Antagonisten gemixt. Ja, es ist kurzweilig und an vielen Stellen ein guilty pleasure.

Centre left (in hat) Daniel Bruhl as Erik and right, Valerie Pachner as Mata Hari in 20th Century Studios’ THE KING’S MAN. Photo Credit: Courtesy of 20th Century Studios. © 2020 Twentieth Century Fox Film Corporation. All Rights Reserved.

Aber es ist auch ein Plädoyer für Frieden. Allein dafür gefällt mir dieses Prequel schon. Die unabhängigen Spione sind auch diesmal wieder einen Kinobesuch wert.

© Johann Hoffmann, Bilder: Disney Pictures

Spider-Man – No Way Home

ab 15. Dezember 2021 im Kino

Regie: Jon Watts

Tom Holland – Spider-Man/Peter Parker
Zendaya – MJ
Willem Dafoe – Grüner Kobold
Alfred Molina – Dr. Otto Octavius
Benedict Cumberbatch – Dr. Strange
Jon Favreau – Harold „Happy“ Hogan
Marisa Tomei – Tante May

Zum ersten Mal in der Filmgeschichte von Spider-Man ist die Identität unseres freundlichen Helden aus der Nachbarschaft enthüllt – was seine Pflichten als Superheld mit seinem normalen Leben in Konflikt bringt und wodurch diejenigen, die ihm am meisten am Herzen liegen, in Gefahr geraten. Als er die Hilfe von Doctor Strange in Anspruch nimmt, um sein Geheimnis wiederherzustellen, reißt dessen Zauber ein Loch in ihre Welt und setzt die mächtigsten Schurken frei, die jemals ein Spider-Man in irgendeinem Universum bekämpft hat. Jetzt ist es an Peter, seine bisher größte Herausforderung zu meistern, die nicht nur seine eigene Zukunft für immer verändern wird, sondern auch die Zukunft des Multiversums. (Pressetext)

Spider-Man: No Way Home

Ja, ja, jaaaa! So muss ein Superhelden Film heutzutage sein. Die altbekannten Geschichten kreativ neu verpacken reicht nicht aus, es muss noch etwas mehr sein.

11166654 - SPIDER-MAN: NO WAY HOME

Während dieses „Mehr“ eine Zeit lang aus reinen Computereffekten bestand, konzentriert man sich zum Glück inzwischen wieder stärker auf den Inhalt. Wobei „Spider-man“ zwangsweise fast nur aus Computergrafik besteht, die aber passend eingebettet ist und an der Stelle, wo sie sehr offensichtlich ist, auch gleichzeitig mein Highlight darstellt: Dann, wenn Spider-man und Dr. Strange sich durch das Spiegeluniversum kämpfen. Das habe ich schon beim ersten Dr. Strange Film geliebt und sieht auch diesmal wieder genial aus.

So, jetzt aber zum wirklich überraschend guten an diesem Film: Die Zusammenarbeit zwischen Sony und Marvel bzw. Disney. Normalerweise gilt ja eher der Spruch, dass viele Köche den Brei verderben, aber hier ist die Kollaboration in meinen Augen erfolgreich gewesen. Viele kleine und große Dinge wurden passend zu einem stimmigen Gesamtkunstwerk zusammengesetzt.

Spider-Man and Electro in Columbia Pictures' SPIDER-MAN: NO WAY HOME.

Wie auch schon bei dem neuen Ghostbusters Film hatte ich den Eindruck, dass es nicht nur um Fanservice geht, sondern jemand mit Freude an der Sache und Herz an der richtigen Stelle dahintersteht. Es gibt unglaublich viele Referenzen und Anspielungen, aber ohne wie bei Star Wars oft schlechte Kopien zu sein.

Zum Inhalt werde ich nichts verraten, der Pressetext oben ist schon fast zu viel. Es ist diesmal keine banale Allerweltsgeschichte und zum Glück muss auch nicht wieder die ganze Welt gerettet werden. Spidey ist der freundliche, warmherzige Held von nebenan, das ist toll anzusehen und geht sogar etwas ans Herz.

Edit: Nachdem jetzt einige Tage ins Land gegangen sind, geht mir dieser Film immer noch durch den Kopf. Was vielleicht auch daran liegen kann, dass ich ein bisschen für die Promotion des Films an Berliner Schulen verantwortlich bin, aber ganz bestimmt daran liegt, dass der Film einfach gut ist.
Egal welche Sekretärin oder welcher Schüler, ich schwärme von Spider-Man: No Way Home, weil alles stimmig ist und diesen Superhelden Film zu einem der besten seiner Art macht.
Und es gilt weiterhin: je weniger man weiß, um so mehr Spaß macht es, in das Abenteuer zu versinken.

Geht ins Kino, so lange es noch geht! Es lohnt sich!

© Johann Hoffmann, Bilder: Sony/Marvel

Christmas On The Range – Ein Tierarzt zu Weihnachten

Nach dem Tod ihres Vaters hat Kendall (Erin Cahill) dessen Farm geerbt. Mit aller Kraft versucht sie, die Farm auf biologischen Ertrag umzubauen, um das begehrte Bio-Gütesiegel zu erhalten. Ihre Freunde Marcus (Dash Pomerantz) und Memphis (Dawntavia Bullard) unterstützen sie dabei tatkräftig. Als während einer schwierigen Geburt eines Kalbs plötzlich Tierarzt Clint (Nicholas Gonzalez) vor ihr steht, der ihr ebenfalls seine Hilfe anbietet, ist Kendall frohen Mutes. Doch dann findet sie heraus, dass Clint der Sohn von Nachbar Brick McCree (A Martinez) ist, der ihr täglich das Leben schwer macht, weil er ihr die Ranch mit allen Mitteln abkaufen will.
Doch nach und nach erkennt Kendall, dass Clint wenig mit seinem Vater gemeinsam hat, auch wenn er versucht, diesem zu helfen, da er an Krebs erkrankt ist und nicht mehr lange zu leben hat. Als er sich dennoch direkt gegen die Machenschaften seines Erzeugers wendet und dafür die Wut dessen Vollstrecker Hank am eigenen Leib zu spüren bekommt, erkennt Kendall seine ehrlichen Absichten. Clint beschließt daraufhin, alles zu tun, um Kendall zu helfen, die Farm behalten zu können. Als sie beide sich dabei hilfesuchend an Clints Mutter wenden, erfahren sie eine Geschichte, mit der sie nicht gerechnet hätten. Und so veranstalten sie frohen Mutes eine Hilfsorganisation, von der sie sich alle viel erhoffen.
In malerischen Bildern wird eine typisch amerikanische Farm zum Leben erweckt, die als Lebensunterhalt einer jungen Frau dient, die ihr Erbe in Ehren halten will. Vor weihnachtlicher Kulisse wird eine Familienfehde ausgefochten, für die die Anwesenden nichts können, die jedoch vom gegnerischen Farmbesitzer dennoch nicht begraben werden kann. Familiäre Nöte und Auseinandersetzungen dienen dem dramatischen Wendepunkt der Geschichte. Das weihnachtliche Ambiente im Hintergrund versprüht Charme.
Die natürlichen Bilder der Landschaft harmonieren mit den gemütlichen Innenbildern, in denen die Dekorationen gut zum Einsatz kommen. Natürliche Farben sowie typische Weihnachtselemente sind gleichermaßen sauber wiedergeben. Leise Musik im Hintergrund, der Alltag auf der Farm sowie die Klänge des Balls fügen sich zu einem funktionellen Klangteppich zusammen, in dem die Dialoge gut verständlich eingebettet sind.

Der rustikale Weihnachtsfilm erfreut das Herz von Tierliebhabern ebenso wie Weihnachtsfreunde.

Daten
Studio Hamburg Enterprises
USA 2019
Romance
L: 90 Minuten
FSK 6
TF: DD 5.1 de, en
B: 16:9
R: Gary Wheeler
D: Erin Cahill, Nicholas Gonzalez, A Martinez, Lindsay Wagner
Extras: Trailer

House of Gucci

ab 02. Dezember 2021 im Kino

Regie: Ridley Scott

Lady Gaga – Patrizia Reggiani
Adam Driver – Maurizio Gucci
Salma Hayek – Pina Auriemma
Jared Leto – Paolo Gucci
Al Pacino – Aldo Gucci
Jeremy Irons – Rodolfo Gucci

Beginnend im Jahr 1970 folgt der Film den düsteren Geheimnissen und tödlichen Intrigen hinter den glamourösen Kulissen der berühmten Modedynastie. Im Mittelpunkt steht die vielschichtige Patrizia Reggiani (Lady Gaga), die Maurizio Gucci (Adam Driver) heiratet, einen der Erben des ikonischen Modehauses. Immer wieder konkurriert sie mit den Schlüsselfiguren des Familienunternehmens um Kontrolle und Macht, unter anderem mit ihrem Ehemann, dessen geschäftstüchtigem Onkel Aldo (Al Pacino),  seinem risikofreudigen Cousin Paolo (Jared Leto) sowie seinem traditionsbewussten Vater Rodolfo (Jeremy Irons). (Pressetext)

G_07162_RC Lady Gaga stars as Patrizia Reggiani in Ridley Scott’s HOUSE OF GUCCI A Metro Goldwyn Mayer Pictures film Photo credit: Fabio Lovino © 2021 Metro-Goldwyn-Mayer Pictures Inc. All Rights Reserved.

House of Gucci ist das unspektakulärste epische Werk, das gleichzeitig langweilig und spannend ist. Ridley Scott hat definitiv ein Auge für tolle Bilder und bringt selbst in einfache Szenen eine visuelle Faszination.

HoG_TP_00937_R Salma Hayek stars as Pina Auriemma in Ridley Scott’s HOUSE OF GUCCI A Metro Goldwyn Mayer Pictures film Photo credit: Courtesy of Metro Goldwyn Mayer Pictures Inc. © 2021 Metro-Goldwyn-Mayer Pictures Inc. All Rights Reserved.

Und einfache Szenen gibt es genug. Es fällt am Anfang nur nicht auf, weil alles in so einem imposanten Setting stattfindet. Da hängen wundervolle Kunstwerke an den Wänden der Villen und die Kleidungsstücke sind selbstverständlich alle exquisit, die Autos die Traumwagen ihrer Zeit.

DSCF4564.RAF

Die Darsteller geben erfolgreich ihr Bestes, um ihre Figuren authentisch wirken zu lassen. Gleichzeitig aber wirken sie so übertrieben und unnatürlich (liegt es am aufgetünchten italienischen Akzent in der Originalfassung?), dass ich im Kino saß und gegrübelt habe, wie ich dazu etwas schreiben soll, dass nicht negativ wirkt und gleichzeitig keinen Zweifel dran läßt, dass hier irgendwas (absichtlich) nicht stimmt.

 Adam Driver stars as Maurizio Gucci and Lady Gaga as Patrizia Reggiani in Ridley Scott’s HOUSE OF GUCCI A Metro Goldwyn Mayer Pictures film Photo credit: Fabio Lovino © 2021 Metro-Goldwyn-Mayer Pictures Inc. All Rights Reserved.

Es ist eigentlich klein, aber dennoch wirkt es groß, das was groß, bzw. bedeutend ist, wirkt wiederum klein.
Der ganze Film dreht sich ja um die wahre Geschichte der Familie eines weltbekannten, bedeutenden Modehauses, aber die einzelnen Geschichten wirken so banal und wie von nebenan. Hätte ich Lindenstraße jemals gesehen, würde ich wahrscheinlich sagen, es könnte ein Teil davon sein. Während die einzige außergewöhnliche Sache – ein Mord, so klein in Szene gesetzt wurde, dass ein Tatort daneben aussieht, als wäre es ein Hollywood-Shooter.

HoG_FP_00990_R Adam Driver stars as Maurizio Gucci and Lady Gaga as Patrizia Reggiani in Ridley Scott’s HOUSE OF GUCCI A Metro Goldwyn Mayer Pictures film Photo credit: Courtesy of Metro Goldwyn Mayer Pictures Inc. © 2021 Metro-Goldwyn-Mayer Pictures Inc. All Rights Reserved.

Ich kann als Fazit nur sagen, dass Scott einen Anachronismus abgeliefert hat, der eigentlich nicht funktionieren kann, er macht sich lustig, oder gibt die Realität nur präzise wider?
Er verrennt sich bis zur Absurdität in lächerlichen Details, oder zeigt nur, dass die Welt der Schönen und Reichen genau das sein kann: Absurd und lächerlich.
Der Zuschauer soll entscheiden. Ich persönlich bin fasziniert aus dem Kino gekommen und glaube, dass jeder Quadratzentimeter Leinwand zu jedem einzelnen Frame genau das Richtige gezeigt hat.

HoG_TP_00204 Al Pacino stars as Aldo Gucci and Mãdãline Ghenea as Sophia Loren in Ridley Scott’s HOUSE OF GUCCI A Metro Goldwyn Mayer Pictures film Photo credit: Courtesy of Metro Goldwyn Mayer Pictures Inc. © 2021 Metro-Goldwyn-Mayer Pictures Inc. All Rights Reserved.

© Johann Hoffmann, Bilder: Universal/ MGM

Ghostbusters: Legacy

Ghostbusters: Afterlife
www.GhostbustersLegacy.de
ab 18.11.2021 im Kino

Regie: Jason Reitman

Carrie Coon – Callie
Finn Wolfhard – Trevor
Mckenna Grace – Phoebe
Annie Potts – Janine Melnitz
Logan Kim – Podcast
Ernie Hudson – Winston Zeddmore
Paul Rudd – Mr. Grooberson
Celeste O’Connor – Lucky

Als eine alleinerziehende Mutter mit ihren beiden Kindern in einer Kleinstadt ankommt entdeckt sie ihre Verbindung zu den Original-Geisterjägern und das geheimnisvolle Erbe ihres Großvaters. (…aus dem Pressetext)

Wenn ein Pressetext wie oben nur aus einem Satz besteht und sonst nur auf die Leute hingewiesen wird, die den Film gemacht haben, lässt es nicht unbedingt auf Gutes schließen, denn meistens ist der Film dann genauso dünn.

Bei „Ghostbusters: Legacy“ ist das zum Glück nicht der Fall, die zwei Stunden Film sind sehr symphatisch gefüllt, auch wenn man das Ganze trotzdem, wie das Original, mit nur einem weiteren Satz schon ziemlich komplett erfasst hat: Geister müssen besiegt werden, sonst droht das Ende der Welt.

Aber wie so oft ist das Wie entscheidend und hier macht Jason Reitman, der Sohn vom Drehbuchautor des Originalfilms, Ivan Reitman, alles richtig. Es gibt ausreichend Action und einige leicht gruselige Szenen.

Die Charaktere sind bis runter zum letzten Marshmallow Männchen sehr liebenswürdig besetzt und die Comedy kommt nicht zu kurz. So sehr ich Bill Murray liebe und in den ersten zwei Ghostbuster Filmen mochte, es tut dem Film gut, dass nicht eine so dominante Figur die Leinwand für sich besetzt, sondern die jungen Protagonisten gleichwertiger auftreten können.

Neben den Film-Teenagern sind für mich alten Sack die ganzen Eastereggs der wichtigste Faktor im Film. Damals habe ich die Filme begeistert verschlungen und erinnere mich heute noch gern an verschiedene Details und konnte mich deshalb besonders freuen, wenn genau diese Erinnerungen wieder getriggert wurden.

Das aber, ohne einfach nur aufgesetzt zu wirken. Im Vergleich zu vielen Reboots oder Sequels der heutigen Zeit fällt die Liebe und der Respekt zum Original auf. Deshalb passt der deutsche englische Titel auch: Es ist eine Legacy, ein Vermächtnis, zum 1984er Film, den man in diesem Zusammenhang auch gern „Ghostbusters: A Legend“ nennen könnte. Im Orginal heisst dieser Ghostbusters Film übrigens „Afterlife“, was ebenfalls passend ist und die Frage aufwirft, warum ein englischer Zusatz durch einen anderen englischen Zusatz in der deutschen Version ersetzt wurde.

Ich möchte niemand von den älteren Semestern den Spaß an der Suche nach den Details versauen, aber die Marshmallow Männchen sind schon im Trailer: Nicht alle Eastereggs sind so prominent, wie diese, aber alle sind perfekt in den die Handlung eingefügt und machen den Film rund.

Gleichzeitig ist es ein moderner Film, der eine neue Generation tatsächlich ansprechen kann. Den schrulligen Kids sei dank und der modernen CGI Technik. Es ist alles noch einmal ein ganzes Stück immersiver als damals. Tatsächlich kann die ganze Familie ins Kino gehen, ohne Peinlichkeitsmomente, jeder wird seinen Spaß haben.

Mein begeistertes Fazit lautet deshalb auch: Fanservice vom Feinsten! Ein vorweihnachtliches Highlight.

© Johann Hoffmann, Bilder: Sony Pictures

Last Night in Soho

ab 11. November 2021 im Kino

Regie: Edgar Wright

Anya Taylor-Joy – Sandy
Thomasin McKenzie – Eloise
Matt Smith – Jack
Terence Stamp – Gentleman

Die behütete Eloise (Thomasin McKenzie) und die geheimnisvolle Sandy (Anya Taylor-Joy) suchen beide ihr Glück in London. Die eine im Jahr 2019 als Modedesignerin, die andere in den Swinging Sixties als Sängerin. Eine mysteriöse Verbindung hinweg über Raum und Zeit, eine Fassade des Glamours, die langsam zerbricht – in Edgar Wrights Psychothriller LAST NIGHT IN SOHO ist nichts so, wie es scheint. (Pressetext)

Ich mag es, wenn sich das Genre eines Films mittendrin ändert. Natürlich nur, wenn es geschickt gemacht ist, so wie es häufiger bei guten Koreanischen Filmen der Fall ist – wo aus einem eher locker flockigen Film plötzlich ein düsterer Entführungsthriller wird, oder eine Romanze in Horror umschlägt. Gut, das kann auch im realen Leben nach der Hochzeit passieren, aber hier gehts um „Last Night in Soho“.

4139_D032_00041_RC Thomasin McKenzie stars as Eloise and Michael Ajao as John in Edgar Wright’s LAST NIGHT IN SOHO, a Focus Features release. Credit: Parisa Taghizadeh / © 2021 Focus Features, LLC

Für einen Britisch-Amerikanischen Film ist der Genrewechsel mit einigen Zwischenschritten etwas besonderes und auch besonders gut umgesetzt. Das Edgar Wright bei guten Umsetzungen ein Profi ist, hat er schon in diversen Produktionen gezeigt, mein Favorit davon ist „Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt“ und ganz neu „The Sparks Brothers“, aber Freunde des derben britischen Humors kamen schon bei „Shaun of the Dead“ und „Hot Fuzz“ auf ihre Kosten.

4139_D014_00324_RC Matt Smith stars as Jack and Anya Taylor-Joy as Sandie in Edgar Wright’s LAST NIGHT IN SOHO, a Focus Features release. Credit: Parisa Taghizadeh / Focus Features

Kritisieren lässt sich vielleicht, dass ein bisschen Function follows Form (konkret Story follows super geilen visuellen Effekten) gilt, was Freunden des filmischen Bauhauses eher weniger gefallen dürfte.

Ich persönlich mag aber CGI und auch normale visuelle/optische Effekte, wenn sie nicht aufgesetzt sind, sondern die Umsetzung eines Films überhaupt erst ermöglichen und die Geschichte erzählen helfen. Hier wurde, wie übrigens neulich erst bei „Candyman„, mit Spiegeln gearbeitet und sehr sehr geschickt zwischen den beiden Hauptdarstellerinnen gewechselt. Ein großes Lob von mir, wie genial das gezaubert wurde.

Die Story ist nicht außergewöhnlich tiefgründig, aber der Umschwung von einem locker leichten Filmanfang über einen kleinen #metoo Zwischenstop zu einem waschechten Horrorfilm macht Spaß. Großartig dabei auch die beiden Hauptaktricen, die – obwohl beide auf gewisse Art Opfer darstellen- weit über dem für das Genre üblichen Niveau spielen und diesen Film für ein breiteres Publikum öffnen.

4139_D047_00049-00059_RCC Anya Taylor-Joy stars as Sandie and Matt Smith as Jack in Edgar Wright’s LAST NIGHT IN SOHO, a Focus Features release. Credit: Parisa Taghizadeh / Focus Features

Als letzten ebenfalls gelungenen Aspekts des Films möchte ich noch die Deglorifizierung der „Swinging Sixties“ bei gleichzeitiger Hommage an die Zeit erwähnen. Beides erfolgt mit nur wenigen filmischen Pinselstrichen und kann je nach persönlichem Background auch unterschiedlich gewichtet werden. Allein die Verpflichtung von Terence Stamp und Diana Rigg zeigt mir aber, dass Wright trotz der mitschwingenden Bitterkeit etwas für die Epoche übrig hat.

© Johann Hoffmann, Bilder: Universal Pictures/Focus Features

James Bond – Keine Zeit zu Sterben

James Bond: Not Time to Die
Ab 30. September im Kino

Regie: Cary Joji Fukunaga

Daniel Craig – James Bond
Léa Seydoux – Madeleine Swann
Rami Malek – Lyutsifer Safin
Ralph Fiennes – Mallory/M
Christoph Waltz – Ernst Stavro Blofeld
Ben Wishaw – Q
Naomie Harris – Ms. Moneypenny
Jeffrey Wright – Felix Leite

James Bond (Daniel Craig) hat seine Lizenz zum Töten im Auftrag des britischen Geheimdienstes abgegeben und genießt seinen Ruhestand in Jamaika. Die friedliche Zeit nimmt ein unerwartetes Ende, als sein alter CIA-Kollege Felix Leiter (Jeffrey Wright) auftaucht und ihn um Hilfe bittet. Ein bedeutender Wissenschaftler ist entführt worden und muss so schnell wie möglich gefunden werden. Was als simple Rettungsmission beginnt, erreicht bald einen bedrohlichen Wendepunkt, denn Bond kommt einem geheimnisvollen Gegenspieler auf die Spur, der im Besitz einer brandgefährlichen neuen Technologie ist. (Pressetext)

B25_39456_RC2 James Bond (Daniel Craig) and Paloma (Ana de Armas) in NO TIME TO DIE,  an EON Productions and Metro-Goldwyn-Mayer Studios film Credit: Nicola Dove © 2021 DANJAQ, LLC AND MGM.  ALL RIGHTS RESERVED.

Vorab die Antwort auf die offensichtliche Frage, ob sich das Warten gelohnt hat?
Ja, wäre da nicht… Aber dazu später mehr

Der neue Bond spielt 5 Jahre nach Spectre und knüpft lose an die Geschehnisse an. Es ist also von Vorteil Spectre (noch einmal) zu schauen, oder sich wenigstens an die wesentlichen Charaktere und das Ende zu erinnern. Die bekannten und beliebten Gesichter sind alle wieder dabei, manche zum letzten Mal und damit meine ich nicht nur Daniel Craig.

Regisseur Fukunaga liefert einen „fast-Standard-Bond“ ab, mit einigen kleinen, aber wesentlichen Abweichungen beim Umgang mit seinen Charakteren und Details. Da ich davon ausgehe, dass alle Leserinnen und Leser die Standards der 24 Bond-Filme davor kennen (Locations, Action, schöne Frauen, schnelle Autos, explosive Gadgets), möchte ich etwas – ohne zu spoilern – auf die Abweichungen eingehen.

B25_24126_R Dr. Madeleine Swann (Léa Seydoux) in  NO TIME TO DIE,  an EON Productions and Metro-Goldwyn-Mayer Studios film Credit: Nicola Dove © 2021 DANJAQ, LLC AND MGM.  ALL RIGHTS RESERVED.

Eins muss ich allerdings doch spoilern: Die süditalienische Stadt Matera ist Handlungsort am Anfang des Films und sieht so malerisch aus, dass ich geneigt bin, den nächsten Italienurlaub auf dieses Städtchen auszuweiten.

Isiwal/Wikimedia Commons/CC BY-SA 4.0

Drehbuchautoren und Regisseur haben sich sichtlich Mühe gegeben, diesen Film modern wirken zu lassen, was sich nicht auf Nachdrehs bezieht, damit auch wirklich noch das letzte Product placement ja aktuell ist, sondern auf die Schwingungen der Zeit bei Gleichberechtigung, #Me Too und anderen Dingen, die die Jugend von heute wohl angeblich so wichtig finden. Als erstes musste dafür James Bond ein wesentliches Charakterelement herausoperiert werden: Sein Machismus passt nicht mehr. Bye bye Sean Connery!
Und wenn schon alte Zöpfe abgeschnitten werden, dann gleich noch bye bye Roger Moore!
„Keine Zeit zu sterben“ ist der humorloseste Bond aller Zeiten.

B25_25594_R James Bond (Daniel Craig) prepares to shoot in  NO TIME TO DIE, an EON Productions and Metro-Goldwyn-Mayer Studios film Credit: Nicola Dove © 2021 DANJAQ, LLC AND MGM.  ALL RIGHTS RESERVED.

Dafür gibt es viele neue Seiten zu entdecken. Noch nie weinte ein Bond-Girl, ups, eine Bond-Woman, so schön, ausgiebig und herzzerreißend wie Léa Seydoux und noch nie hatte ein 007 soviel längere Monologe (mit Inhalt) und noch nie war ein Bond so überraschend.
Das (schwarze) Frauen noch wichtigere Rollen als vorher bekommen haben, ist dabei schon fast im positiven Sinne nebensächlich. Leider nur fast, denn es wirkt etwas zu sehr gewollt. Political Correctness und das Vermeiden von jeglichen Shitstormpotentialen scheint heutzutage das oberste Credo zu sein. Dabei wäre es schön, wenn Frauen und Männer einfach nur immer gleichgestellt wären, ihren Job machen würden und ich überhaupt nicht so einen extra Satz schreiben müsste. Nachdem nun überall „starke Frauen“ als Protagonistinnen auftauchen, hoffe ich auf eine richtige miese Schurkin à la Sophie Marceau hoch zehn im nächsten Film, damit hier auch mal Gleichberechtigung herrscht.

Schön ist allerdings, dass der Oberschurke weder Araber, noch Russe, noch Chinese oder Nazi ist. Nicht so schön, dass Bonds Gegenspieler ein wenig blass bleibt.

Diese kleinen Nuisancen sind aber nicht das „Wäre da nicht…“ von oben.
Es ist der Soundtrack!
Wer zum Teufel hat Hans Zimmer da rangelassen?
Nachdem der ursprünglich verpflichtete Dan Romer wegen kreativer Differenzen das Projekt aufgegeben hat, musste ein Ersatz gefunden werden. Aber gerade Hans Zimmer?
Bah, der Mann legt einen Schmalzsoundteppich über den Film, das man an den Frames kleben bleibt.

Versucht hier Craig Seydoux zu erklären, dass er nicht für die Verpflichtung von Hans Zimmer verantwortlich ist?

Das hat zwar nicht den ganzen Film versaut, aber macht das sonst gelungene Gesamtpaket banaler als es sein müsste. Ein bisschen rettet Billie Eilish mit ihrem sehr traurig interpretierten Titelsong die akustische Abteilung,

Vieles hat sich geändert, manches subtil, manches sehr auffällig. Die 163 Minuten vergehen schnell und sind aufregend gefüllt. Es ist ein guter, moderner und trotzdem polarisierender Bond geworden.
Das Warten hat sich gelohnt!

B25_24872_C Nomi (Lashana Lynch) and James Bond (Daniel Craig) in  NO TIME TO DIE,  an EON Productions and Metro-Goldwyn-Mayer Studios film Credit: Nicola Dove © 2021 DANJAQ, LLC AND MGM.  ALL RIGHTS RESERVED.

© Johann Hoffmann, Bilder: Universal Pictures/MGM

Killer’s Bodyguard 2

The Hitman’s Wife’s Bodyguard
ab 26. August 2021 im Kino

Regie: Patrick Hughes

Salma Hayek – Sonia
Ryan Reynolds – Michael Bryce
Samuel L. Jackson – Darius Kincaid
Morgan Freeman – Michael Bryce Sr.
Antonio Banderas – Aristoteles Papadopolous

Sie sind wie Hund und Katze, Himmel und Hölle, Whitney und Britney: Bodyguard Michael Bryce (Ryan Reynolds) und Auftragskiller Darius Kincaid (Samuel L. Jackson)! Das seltsamste tödliche Paar der Welt ist zurück und begibt sich erneut auf eine lebensgefährliche Mission. Bryce – immer noch ohne Lizenz und gerade in einem absolut notwendigen Sabbatical – wird von Kincaids noch unberechenbarerer Ehefrau, der international gesuchten Verbrecherin Sonia (Salma Hayek), zurück in den Dienst gezwungen. In kürzester Zeit treiben ihn seine hochgefährlichen Schützlinge einmal mehr in den Wahnsinn und darüber hinaus findet sich das Trio plötzlich in einen globalen Konflikt verwickelt: Europa gegen einen rachsüchtigen und gefährlichen Irren (Antonio Banderas) – Bryce und die Kincaids mittendrin! (Pressetext)

HWB_D04_00983.RAF

Was erwarten wir von einem Sequel? Richtig: Mehr, größer, besser, explosiver, witziger, spannender.
Was bekommen wir meistens? Mehr, größer, explosiver.
Nach meiner kruden Rechnung genügt also eine durchschnittliche Fortsetzung nur zur Hälfte unseren Erwartungen. Besonders, wenn es Michael Bay Filme sind und „Transformer“ im Titel tragen, aber das nur nebenbei.

Glücklicherweise gibt es Ausnahmen und ja, eine dieser Ausnahmen ist „Killer’s Bodyguard 2“.
Es gibt mehr von guten Schauspielern, allen voran die manische Salma Hayek, mehr von interessanten Orten, diesmal vor allem Südosteuropa und noch mehr mehr.

Das alles größer aufgezogen wird und deutlich explosiver ist, liegt nach dem überraschenden finanziellen Erfolg des ersten Teils nahe. Aber das eigentlich Gute an diesem Film für Jungs ist, dass es gelungen ist, noch mehr Witz einzubauen.

Klar ist es in weiten Teilen Overkill und verdammt unrealistisch und ja, der letzte Punkt „Spannung“ geht auch hier flöten, aber alle Logiklöcher und belanglosen Nebencharaktere interessieren nicht, wenn Salma sexy über die Leinwand rauscht, Ryan mal wieder derb verarscht wird und Samuel eineiig seiner Herzensdame hinterher hechelt.

Das Trio kombiniert Action und derbe Flüche so gekonnt mit politisch unkorrektem und oftmals weit unter der Gürtellinie liegendem Humor, dass es eine Freude ist. „Weit unter der Gürtellinie“ heißt in diesem Fall zum Glück nicht, dass es billige Pipi-Kaka Gags wären. So absurd manche Witze und Szenen auch sind, diese Gratwanderung gelingt haarscharf.

Trotz meiner Freude während des Films und der guten Laune, mit der ich aus dem Kino gegangen bin, möchte ich aber nicht verschweigen, dass die Handlung wirklich grottig ist. Antonio Banderas als Superschurke gibt sich zwar große Mühe, aber Netzwerkknotenpunkte anschneiden, um Griechenland wieder groß zu machen? Hilfe! Wenn da irgendwo eine tiefere Ironie stecken sollte, ist es an mir komplett vorbeigegangen.

Auch der komplette Interpol Teil wirkt, als hätte man einige entscheidende Szenen beim Cut aus Versehen rausgeschnippelt, was aber nicht sein kann, der Film ist schon 2 Stunden lang.
Der Besuch im Kino sollte also nicht in Erwartung einer guten Story sein, sondern in der Hoffnung, ein furioses Action-Comedy-Trio über die Leinwand wirbeln zu sehen und richtig viel Spaß zu verbreiten.

Diese Hoffnung wird erfüllt und gute Laune bis zur allerletzten Szene garantiert.

Ich möchte noch darauf hinweisen, dass wie schon beim ersten Teil nicht nur das Fluchen komplett unzensiert ist, sondern auch der Blut- bzw. Gorefaktor für einen Mainstream Film ziemlich hoch ist.

© Johann Hoffmann, Bilder: Fox

Candyman

ab 26.08.2021 im Kino

Regie: Nia DaCosta

Yahya Abdul-Mateen II – Anthony McCoys
Teyonah Parris – Brianna Cartwright
Nathan Stewart-Jarrett
Colman Domingo – William Burke
Tony Todd – Daniel Robitaille

Ein Jahrzehnt nach dem Abriss des letzten Wohnturms hat die Gentrifizierung auch das Viertel Cabrini Green erreicht. Die einstige Sozialwohnungssiedlung ist längst zu einem Hotspot für Besserverdiener und aufstrebende Millennials geworden – so beziehen dort auch der Künstler Anthony (Yahya Abdul-Mateen II; Watchmen, Wir) und seine Freundin, die Galeristin Brianna (Teyonah Parris; Beale Street, The Photograph), eine luxuriöse Eigentumswohnung. Als Anthonys Künstler-Karriere ins Stocken gerät, erfährt er durch einen alteingesessenen Bewohner (Colman Domingo; Euphoria, Assassination Nation) von den ebenso tragischen wie grausamen Hintergründen der Candyman-Legende. Bemüht, seinen Status in der Chicagoer Kunstwelt zu erhalten, beginnt Anthony, makabre Details als Inspiration für neue Werke zu nutzen. Er ahnt nicht, dass er dadurch ein totgeglaubtes Grauen wiedererweckt und eine erneute Horror-Welle von Gewalt und Tod auslöst, die ihn weit mehr kosten könnte als seine Karriere … (Pressetext)

Yahya Abdul-Mateen II as Anthony McCoy in Candyman, directed by Nia DaCosta.

Es scheint, dass jede Generation Horrorfilme braucht, und wenn es keine neuen Ideen gibt, wird halt ein Sequel gemacht. Bei dieser neuen Candyman Verfilmung wird die Story geschickt in unsere Zeit gehoben und gegenüber dem Original von 1992 eine erheblich afroamerikanischere Sicht auf die Urban Legend geworfen.

(from left) Anthony McCoy (Yahya Abdul-Mateen II) and Anne-Marie McCoy (Vanessa Williams) in Candyman, directed by Nia DaCosta.

Das spiegelt sich (Wortspiel beabsichtigt) ín der Wahl der Schauspieler wider, es sterben nur Weiße, die Protagonisten sind, von einem Quotenhomosexuellen abgesehen, allesamt schwarz. Was grundsätzlich okay ist, wenn die Story so Sinn ergibt, allerdings schießt hier die Regisseurin meiner Ansicht nach übers Ziel hinaus. Während früher die „Neger“ die Bösen waren, sind jetzt die „Weißen“ dran, nur dass sie im Film eigentlich gar nicht alle böse sind.

Teyonah Parris as Brianna Cartwright in Candyman, directed by Nia DaCosta.

Rassendiskriminierung gegenüber den amerikanischen Minderheiten, die zu Recht heutzutage verdammt wird, einfach umzudrehen und die Weißen bluten zu lassen (wieder ein Wortspiel), macht diesen Film vielleicht zu einem Kultstreifen für einige Afroamerikaner, aber noch lange nicht zu einem Meisterwerk.

Metaebenen, universelle Wahrheiten oder einfach nur Verbindungen zwischen zwei unterschiedlichen Gruppen, wie es gute Filme zeigen, manchmal auch nur andeuten und damit dieses Medium zu einem Bindeglied für eine Gesellschaft machen können – Fehlanzeige.

Yahya Abdul-Mateen II as Anthony McCoy in Candyman, directed by Nia DaCosta.

Das ist besonders deshalb ärgerlich, weil ich als alter, weißer, privilegierter Mann jetzt so etwas schreiben muss und mich damit in eine angreifbare Position begebe, die ich gar nicht einnehmen wollte. Ich sehe einen Idris Elba genau so gern wie einen Daniel Craig, aber keinen plumpen Propagandafilm.

Nun schimpfe ich über den in einer perfekten Welt eigentlich unwichtigsten Teil des Films, nämlich die Hautfarbe der Protagonisten, während ich Candyman als Horrorfilm für die junge Generation wegen seiner interessanten visuellen Effekte durchaus gelungen halte. Wäre die Antidiskriminierungsbotschaft der jungen Regisseurin genauso subtil wie mancher Spezialeffekt eingesetzt worden, würde ich jetzt über einen sehenswerten Genrefilm jubeln. Dass es auch nicht subtil besser funktionieren kann, zeigt der männerfeindliche Revengethriller „Promising Young Woman„.

Candyman, in silhouette, in Candyman, directed by Nia DaCosta.

Manchmal ist es eine Kleinigkeit, die einen Film nicht zum Highlight der Woche/des Monats/ des Jahres werden lässt.
Bei Candyman ist es der woke Holzhammer, der mich stört.

© Johann Hoffmann, Fotos: Universal

Mehr lesen